Transferzentrum Adaptronik in Darmstadt www.jswd-architekten.de
Im ungünstigen Fall sehen Forschungsgebäude aus wie Lagerhallen in Gewerbegebieten: Eine glatte Kiste aus Leichtbauelementen, statt einer Fassade geben nur ein paar in die Hülle geschnittenen Öffnungen Hinweis auf die Nutzungen hinter der Außenschale.
Auch der Entwurf von JSWD Architekten für das Transferzentrum Adaptronik des Fraunhofer Institutes LBF in Darmstadt folgt dem Prinzip Kiste. Der dreigeschossige Bau am Rande des Forschungscampus ist als einfacher, langrechteckiger Quader ausgebildet. Damit enden aber schon die Analogie zum Zweckbau von der Stange – denn die Hülle des Gebäudes bilden Gold-bronzen schimmernden Messingbondplatten, so genannte Bond Brass-Tafeln. Hinter ihnen liegt die eigentliche Fassadenebene.
Die äußere Fassade belebt ein unregelmäßig gestanztes Raster quadratischer Öffnungen in variierender Größe. Diese Perforation der Hülle gibt der einfachen Kubatur des Gebäudes eine lebendige Textur und zugleich räumliche Tiefe. Die Fenster sind von fest stehenden Messingschwertern gefasst.
Die vorpatinierten Sandwichelemente bewirken mit ihrer changierenden Farbwirkung ein Fassadenbild, das sich abhängig vom Wechsel des Lichts, der Tages- und Jahreszeit verändert. Dieses Reagieren der Fassade auf Umgebungseinwirkungen korrespondiert mit dem Zweck des Gebäudes: Adaptronikforschung beschäftigt sich mit selbstanpassenden, aktiv reagierenden mechanischen Systemen, etwa im Fahrzeugbau.
Durch die Kombination von Sandwichelementen und Messingplatten entstand ein neuartiges Produkt, bei dessen pilothafter Anwendung JSWD Architekten eng mit dem Hersteller KME Germany zusammenarbeitete.
Das Gebäude fügt sich nahtlos in die städtebauliche Struktur des Institutscampus ein. Seine 1.148 Quadratmeter Nutzfläche verteilen sich auf drei Ebenen. Die Gesamtbaukosten betrugen 5,44 Mio. Euro. Der Länge nach gliedert sich das Transferzentrum in drei Nutzungszonen: Die Versuchshalle mit ihren Nebenräumen, eine Zone für Erschließung und Mitarbeiterräume sowie schließlich der Präsentations- und Seminarbereich.
Im Kontrast zur lebendigen Außenhülle steht das von einer klaren, fast puristischen Architektursprache bestimmte Innere: Weiß ist die beherrschende Farbe, glatte Putzflächen, Glas und Bambusparkett bilden das reduzierte Materialspektrum der Räume.
Bei aller Komplexität der technischen Anforderung war den Architekten an größtmöglichen Aufenthaltsqualitäten für die Nutzer des Gebäudes gelegen – seinen Mittelpunkt bildet ein flexibel möblierter Kommunikationsbereich, der dem informellen Austausch und den Pausen der Mitarbeiter vorbehalten ist. Insbesondere für die Büros wurde Wert auf gute natürliche Belichtung gelegt. Wie die Versuchshalle wird auch der Showroom von den plastischen Quadratfeldern einer Kassettendecke überspannt.
Showroom, Kommunikations- und Seminarbereich stehen in enger visueller Beziehung miteinander. Weil alle wichtigen Räume des Hauses zwei Geschosse umfassen, ergeben sich durch gläserne Wände reizvolle Blickbeziehungen und Raumfolgen zwischen den Ebenen, alles wirkt durchlässig.
Weil alle wichtigen Räume des Hauses zwei Geschosse umfassen, ergeben sich durch Öffnungen und gläserne Wände unmittelbare Blickbeziehungen und diagonale Raumfolgen zwischen den Ebenen – die Grenzen sind fließend, und damit bestehen beste räumliche Voraussetzungen für den Wissenstransfer zwischen Wissenschaftlern, Technologen und Auftraggebern. Frank Peter Jäger