Wandel im Bauwesen

Seit Jahrzehnten wächst die Weltbevölkerung stetig. Gleichzeitig steigt der wirtschaftliche Wohlstand in vielen Ländern unseres Planeten mit positiven Effekten auf die Bildungsrate, die Armutsbekämpfung und die Gesundheitsversorgung. Beide Entwicklungen führen bei unserem jetzigen Wirtschaftsmodell jedoch auch zu einem zunehmenden Druck auf unsere natürliche Umwelt, unser Klima und unsere Ressourcen. So wird nach wie vor der weitaus größte Teil unserer zum Bau verwendeten Materialien aus der Erdkruste entnommen, benutzt und dann entsorgt. Sie werden im wahrsten Sinne des Wortes konsumiert und verbraucht und nicht aus natürlichen oder technischen Kreisläufen ausgeliehen, um anschließend darin wieder aufzugehen. Dieser nach wie vor dominierende lineare Ansatz hat tiefgreifende Konsequenzen für unseren Planeten. Wir greifen gravierend in bestehende Ökosysteme ein, der Klimawandel, aussterbende Fauna- und Florasysteme und zur Neige gehende, natürliche Materialreserven zeugen davon. Sand, Kupfer, Zink oder Helium werden bald nicht mehr technisch, ethisch, ökologisch und ökonomisch sinnvoll vertretbar aus natürlichen Quellen zur Verfügung stehen; die Berechnungen des Club of Rome bewahrheiten sich immer mehr. Daher benötigen wir einen Wandel im Bauwesen, das zur Zeit für 50 % des Primärmaterialverbrauchs, 36 % des Festmüllaufkommens, 40 % des CO2- und anderen Treibhausgas-Emissionen und 50 % des Primärenergiebedarfs in Europa verantwortlich ist. Dieser Wandel muss seinen Widerhall finden in Forschung, im Handwerk, der Industrie aber auch der Lehre. Wir müssen die Disziplinen der am Bau Beteiligten erweitern, sortenreine Materialien und Fügungen der Baukonstruktion entwickeln und alternative Baustoffe erforschen und zur Anwendung bringen. Wir sollten Rückbauplanungen mit der Baugenehmigung einreichen, Umbau statt Abriss fördern und fordern, die Besteuerung von Sekundärstoffströmen verringern, um neue Anreize für Kreislaufsysteme zu schaffen und neue, einfache Bewertungssysteme zur Kreislauffähigkeit von Gebäuden erarbeiten. Wir brauchen einen Aufbruch, der neue Geschäftsmodelle, Know-how und Technologien bietet. Hier liegt eine enorme Chance, um letztendlich den Bausektor neu zu denken und somit neue ökologische, ökonomische und soziale Felder für unsere Gesellschaft zu entwickeln.

x

Thematisch passende Artikel:

Dynamik + Wandel

Ausstellung zur Entwicklung der Städte am Rhein in Duisburg vom 13.09. – 13.10.2013

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Die Herausforderungen für Städtebau und Stadtplanung steigen damit immens. Das bedeutet, dass in Zukunft Klimawandel, Wachstum,...

mehr

Dynamik und Wandel

Ausstellung zur Entwicklung der Städte am Rhein vom 4. November 2010 bis 2. März 2011, Köln

Stadtentwicklung wird sich zukünftig noch stärker mit den Themen Wachstum, Klimawandel, CO2-Reduzierung und Ressourcenknappheit auseinandersetzen müssen. Denn mehr als die Hälfte der...

mehr

Klimawandel und Raumplanung

14. Konferenz für Planerinnen und Planer NRW am 23. Oktober 2008, Münster

Die ländlichen Räume in Nordrhein-Westfalen stehen vor neuen Herausforderungen: Aus dem demographischen Wandel, der fortschreitenden Globalisierung der Märkte, der veränderten Ausrichtung der...

mehr

Architects Declare zum Klimawandel und Biodiversitätsverlust

architects-declare

Wir wissen es alle. Klimawandel und Biodiversitätsverlust aufgrund von zu vielen Emissionen gefährden unsere Zukunft. Dass Architekten und Ingenieure zu einem Umdenken auffordern, wundert nicht...

mehr
Ausgabe 06/2015

Zukunftsorientiert Bauen Klimawandel und Ressourcenknappheit fordern Veränderung

Seit der Entdeckung des Öls und der Industrialisierung, spätestens aber mit der massenhaften Umsetzung der in der Moderne als Verheißung entdeckten Möglichkeiten industrieller Materialien nach dem...

mehr