„Wasser kann der Treibstoff für Bewegung sein“
Simon Kassner zum Thema „Baden und Wellness“
Die Themen Wellness uns Spa spielen zwar eine größer werdende Rolle, das klassische „Schwimmen gehen“ scheint jedoch aus der Mode gekommen. Laut Statistik können immer weniger Kinder überhaupt schwimmen, zudem lässt der Bewegungsdrang bei vielen zu wünschen übrig. Damit einher geht die Beobachtung, dass die Zahl der übergewichtigen Kinder steigt. Simon Kassner bietet mit seinem Schwimmbadentwurf namens Lili eine Erlebniswelt, die Kinder wieder in Bewegung versetzen könnte.
Sie haben Lili - eine Wasserwelt für Kinder - entworfen. Was war Ihre Intention dabei?
Wie seit einigen Jahren zu beobachten ist, steigt die Zahl der Kinder mit Übergewicht und Adipositas stetig. Gleichzeitig ist belegt, dass der Medienkonsum der Kinder und Jugendlichen zu Lasten sportlicher Betätigungen sowie sozialer Kontakte zunimmt, während die Kinder sich vermehrt in virtuelle Welten zurückziehen. Kommuniziert wird beinahe ausschließlich von Rechner zu Rechner, sodass Bewegung weitestgehend überflüssig ist: „Die Natur lerne ich bei Bedarf in Tierdokumentationen im Fernsehen kennen, meine Freunde treffe ich virtuell im Internet, die Pizza kann ich dort zwischendurch bestellen und mein Geist wird auch in den Computerspielen gefordert...“ Es ist kein Wunder, dass körperliche Beeinträchtigungen nicht lange auf sich warten lassen. Übergewicht und Rückenprobleme sind lediglich die Anfänge eines daraus resultierenden körperlichen Leidensweges, an dessen Ende häufig psychische Probleme stehen. Reizverarmung und mangelnde soziale Kontakte führen insbesondere zu Depressionen. Kinder sollten wieder reale Interaktion mit anderen Kindern erleben und dabei spielerisch Erfahrungen sammeln. Der eigene Körper sollte wiederentdeckt oder erst kennengelernt werden. „Was kann mein Körper überhaupt und wo sind seine Grenzen, wie riecht etwas, wie schmeckt etwas, was ist es eigentlich und wie fühlt es sich an?“ Kinder und Jugendliche sollen ihre Sinne (wieder-) entdecken und sensibilisieren. Spielerisch kann der Umgang miteinander und die Kommunikation untereinander revitalisiert werden. Kinder müssen wieder in Bewegung kommen. Das Element Wasser kann der Treibstoff für diese Bewegung sein. Ziel des Entwurfes ist es, einen Ort zu entwickeln, welcher die unterschiedlichen Sinnesorgane eines Kindes anspricht, an dem Kinder miteinander etwas erleben aber auch ganz eigene, individuelle Erfahrungen machen.
Bitte erläutern Sie Ihren Entwurf.
In der entworfenen Wasserwelt gibt es ein Zentrum, um das sich unterschiedliche Erlebnisräume organisieren. Jeder Raum birgt ein spannendes, unerwartetes Erlebnis. Die fließenden Bewegungen des Gebäudes führen die Kinder durch das gesamte Bad. Mit der Gebäudeform kann auf das jeweilige Nutzungsprofil und die benötigte Größe eines Raumes reagiert werden. das System funktioniert an unterschiedlichen Orten und in variierenden Größen. Das Gebäude scheint eine Momentaufnahme eines fließenden Vorganges zu sein, es läuft hinunter, schwappt hinauf und sucht sich ganz einfach seinen eigenen Weg. die Gebäudeöffnungen suggerieren von der glatten Außenfläche abzuperlen und an ihr hinunterzulaufen. Lili modelliert um sich herum einen frei zugänglichen, öffentlichen Raum, welcher auch außerhalb der eigentlichen Gebäudenutzung einen zur Aktivität und Bewegung einladenden Ort entstehen lässt. Das Element Wasser wird auch hier aufgegriffen und erlebbar gemacht.
Was unterscheidet ‚Lili’ von einem „normalen“ Schwimmbad für Erwachsene?
Lili unterscheidet sich nicht nur von „normalen Erwachsenenbädern“, sondern auch von herkömmlichen „Bespaßungsbädern“, die für Kinder und Jugendliche gedacht sind. Die Intention besteht nicht darin, durch stupides Bahnenschwimmen oder schreiend eine Rutschleiter zu erklimmen die Ausdauer der Kinder zu steigern. Vielmehr sollen die Besucher in dieser Erlebniswelt viele unterschiedliche und für ein Schwimmbad unerwartete Erfahrungen sammeln.