Wertgeschätzt
Wenngleich der „Neufert“, die in Deutschland über Jahrzehnte bestimmende Bauentwurfslehre, so langsam seine Hegemonialstellung in einer zunehmend digitalisierten Welt zu verlieren droht, denkt man beim Namen Neufert noch immer und sicher noch lange an dieses Buch. Das es mittlerweile in der 40. Auflage zu kaufen gibt. Dass hinter dem Buch auch ein Architekt stand, der zudem noch einen Sohn hatte, der ebenfalls Architekt war, wissen die wenigsten. Oder zumindest kennen sie das Werk von Ernst Neufert (1900-1986) nur marginal und das seines Sohnes, Peter Neufert (1925-1999), wohl gar nicht.
Dabei gibt es bei beiden eine ganze Menge gebauter Architektur zu entdecken, die wir alle von irgendwoher kennen. Hochhäuser, Produktionsstätten, Schulen, Mehrfamilienhäuser, Siedlungen. Die kleinen, insbesondere die kleinen Arbeiten von Peter Neufert, liegen nicht am Wege, meist sind sie versteckt auf größeren Gartengrundstücken. Sie nun in der vorliegenden Publikation anschauen zu können, ist eine Überraschung ebenso, wie es ein wenig beschämend anmutet, dass man nicht längst von ihnen Kenntnis hat.
Das aktuell wohl bekannteste Werk von Ernst Neufert, die Quelle Distribution in Nürnberg, deren unbestimmte Zukunft zwar viele Alternativen produzierte, jedoch keine angemessenen Vorschläge für eine Weiternutzung, wird in der Publikation zentral aber nicht die anderen Projekte dominierend beschrieben. Neben biografischen Skizzen und der Untersuchung zu internationalen Einflüssen auf die Entwurfshaltung vor allem von Ernst Neufert, dominiert die Dokumentation beider Arbeiten vor allem die Fotografie. Für sechs ausgewählte Arbeiten wurden Aufnahmen aktuell angefertigt. Sie zeigen zumeist einen hervorragenden Erhaltungsstand und damit ganz konkret die Wertschätzung der Neufert-Bauten bis heute.
Am Ende der rund gestalteten Publiaktion gibt es Kurzbiografien und eine Liste (Auswahl) der Arbeiten des jeweiligen Architekten. Am Ende angekommen bekommt man Lust auf eine Rundreise, die zu diesem oder jenem Bau führen könnte. Die alle, trotz ihrer Eigenwilligkeit, immer etwas haben, was an wieder etwas anderes erinnert … An Egon Eiermann, Hans Scharoun, Oscar Niemeyer ... ?! Be. K.