Wie reagieren wir auf die Krise? Wir fragten bei Eva Herrman Kommunikation nach!
Unsere Autorin Eva Maria Herrmann schrieb per E-Mail aus München. Höher, schneller, weiter – RESET.
In den 20 Jahren, die ich nun in München lebe, hätte ich es mir nie träumen lassen, den Marienplatz mal ohne Leute vorzufinden, oder den Eisbach ohne Surfer. Genau das passiert gerade, Covid-19 sei Dank. Kann man einem Virus, der gerade dabei ist, die ganze Welt – wirtschaftlich, kulturell, gesellschaftlich, sozial, gesundheitlich etc. – lahmzulegen, überhaupt etwas Positives abgewinnen? Rein faktisch nicht, denn der Stillstand, der gerade vor allem auf den kleinen Büros, Agenturen und Selbständigen lastet, wird kein gutes Ende haben. Intensive Vorbereitungen für Konferenzen und Workshops oder Recherche-Reisen sind mit einem Schlag passé. Aufträge und geplante Buchprojekte rücken in weite Ferne. Bei den Kunden sieht es nicht anders aus. Die Infrastruktur von Architekturbüros in die vielen individuellen Home-Offices zu verlegen, ist eine enorme Herausforderung. Angefangen bei der passenden Internetverbindung und den Lizenzen, bis hin zum regelmäßigen Austausch untereinander. Oder: Die Motivation hochzuhalten, wenn alles auf dem Prüfstand steht.
Doch hier zeigt sich auch die Energie, die so ein unvorhersehbares Ereignis hervorrufen kann. Es kann die Hilfe zur Selbsthilfe sein, und die Kreativität, aus der Not eine Tugend zu machen. Zum Beispiel bei der Umsetzung der Digitalisierung. Unzählige Angebote und Formate sind auf dem Markt, die ohne den notwendigen Druck weiter unbeachtet geblieben wären. Nun testet man Webinar-Software und Teamkonferenzen, entdeckt Tools, die ganz andere Herausforderungen lösen können, und findet Spaß daran. Aber auch in der analogen Welt tut sich was. Nachbarn organisieren Hilfsangebote, Start-ups tun sich zusammen, um die lokalen Angebote zu vernetzen, und die Bundesregierung startet einen riesigen Hackathon, der nach Lösungen für die Herausforderungen der Gesellschaft im Umgang mit der Corona-Krise sucht. Wir werden mit mehr oder weniger blauen Augen aus der Sache rauskommen. Also: Nutzen wir doch die unfreiwillige Entschleunigung auch zum Kraft Tanken, um nach dem Reset mit neuen Ideen wieder durchzustarten.
Eva Maria Herrmann, Kommunikation . Architektur, 25.03.20