Wie reagieren wir auf die Krise? Wir fragten beim Architekturfotograf Roland Halbe nach!
Der in der Welt reisende, international arbeitende Architekturfotograf Roland Halbe sieht die Entwicklung kritisch, er geht zumindest von einer „Tendenz back to local“ für sich und sein Team aus. Er hofft, dass die Krise auch eine Chance auf Rückbesinnung bietet.
„Corona habe ich im Januar zum ersten Mal registriert. Spiegel Online – Nachrichten aus China.Ende Januar war ich eine Woche in Spanien für Aufnahmen unterwegs, da war es noch ganz weit weg.Anfang Februar habe ich mich mit einem Freund in HongKong ausgetauscht, da war HongKong ein erster Brennpunkt des Virus ausserhalb (Festland) Chinas. Er erzählte mir von Hamsterkäufen etc.Dann wurden die Flugverbindungen von Europa und USA nach China gekappt und das Thema kam stärker ins Bewusstsein.
Es folgten bis Anfang März noch weitere Reisen nach Paris und Mexiko, während derer die Nachrichten aus Deutschland düsterer wurden. Eine langgeplante größere Reise nach Chile und Uruguay Mitte März konnte nicht mehr stattfinden. Jetzt wurde die Coronakrise ganz konkret auch eine schwere Krise für meinen Job.
Grob die Hälfte meines Auftragsvolumens aus dem Ausland fällt erstmal weg, die verbliebene Hälfte der Aufträge in Deutschland reicht kaum um die laufenden Kosten (Mitarbeiter, Miete) zu decken.
Außerdem stehen diese Aufträge plötzlich auf wackligen Beinen, weil es zum einen Verzögerungen in der Fertigstellung der Projekte geben wird, zum anderen es evtl. keinen Zugang für mich in die Gebäude geben wird. Last but not least wird es Kunden geben, die zugesagte Aufträge stornieren oder zurückstellen werden, weil Kosten gespart werden müssen.
Langfristig wird es eine Tendenz back to local geben. Die wird auch meine berufliche Zukunft beeinflussen. Ich arbeite seit fast 25 Jahren international und habe zahlreiche Architekten aus dem Ausland, mit denen ich zusammenarbeite. Da wird es Veränderungen geben.
Wir als Gesellschaft werden viele Dinge nach deren Notwendigkeit hinterfragen, Dinge, die wir vor Corona einfach gemacht haben. Diese Rückbesinnung, dieses Innehalten ist prinzipiell positiv. Die langfristigen Auswirkungen der Coronakrise auf meine persönliche berufliche Zukunft wird man sehen, aber es wird eher schwieriger werden."