Wirklich wirklich?
Realismus ist im Unterschied zum Naturalismus der Blick hinter die Oberfläche. Während dem Naturalismus das Bildhafte des Realen ausreichend war, wollte – und will noch – der Realismus das Reale erkennen. In einer Zeit, die mit zunehmender Entmaterialisierung der Kommunikation einen Hang zum Vagen, auch zum Beliebigen entwickelt, während virtuelle, also eigentlich nicht vorhandene Bilder die Bilderwelten dominieren, ist die Frage nach dem Realen eine vergleichbare nach der Essenz der Dinge. In acht Kapiteln gehen acht AutorInnen diesem Themenkreis auf den Grund. Und schreiben über das Arbeiten an urbanen Utopien oder untersuchen mögliche Traditionslinie in der Geschichte der Historienmalerie bis heute.
Etwa 200 Werke aus den Bereichen der Malerei, Skulptur, Fotografie und Videokunst belegen dabei sehr schön, dass die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit über eine längere Tradition verfügt, als gedacht. Dass andererseits aber die gegenwärtige Kunst stärker als je zuvor mit der Auflösung der Realität zu tun hat. Am Ende angekommen muss man die Frage, ob Wirklichkeit abbildbar ist, mit Ja beantworten. Welche der unzähligen Wirklichkeiten das allerdings ist, das bleibt eine andere Frage.