Wirkung des Handwerklichen

Future Systems war der Name seines Büros, mit dem Jan Kaplický (1937 − 2009) fast schon berühmt wurde. Er gehörte definitiv zu den Architekten, die beides sein konnten: abgehoben und immer irgendwie auf Zukunft aus. Dabei so sehr pragmatisch und praxiserfahren, dass am Ende auch gebaut wurde. Und das nicht wenig.

Und weil sich das Visionäre und das Reale am leichtesten in einer Zeichnung zusammen bringen lassen, wurde es Zeit, dass die Arbeiten von Jan Kaplický endlich einmal unter diesem Fokus untersucht oder auch nur vorgestellt werden.

Der exakt quadratisch geschnittene Band bietet keine komplette Werkschau, aber er zeigt das ganze Spektrum dessen auf, was lange schon als dem Untergang geweiht prognostiziert wird und mehr und mehr das auch umsetzt: das zeichnerische Arbeiten des entwerfenden Architekten.Feinste Strichzeichnungen, aber auch Kollagen und Aquarelle, Fotomontagen und freie Skizzen in Mischtechnik zeigt der Band. Einzelne wenige Zeichnungen auf stärkerem Papier sollen wie eingelegte Originale wirken und das Handwerkliche unterstreichen.

Interessanterweise kommt man gerade in der Betrachtung der durch rationale Statiken gekennzeichneten Projekte immer wieder auf den Architekten zurück, bei dem der aus seiner Heimat geflohene Tscheche ganz zu Anfang arbeitete: auf Richard Rogers, der Kaplický hier ein persönliches Vor-, eigentlich ein Nachwort geschrieben hat.

Die Durchsicht der hervorragend gedruckten Abbildungen sind ein wunderbares Déjà-vu einer Zeit, die man längst begraben geglaubt hatte, die aber in der Wiederansicht eine Aktualität für den Architektur- wie Kulturdiskurs erhalten, was man nach dem Verschwinden von Future Systems noch gar nicht ahnen konnte. Schade, dass der Band so teuer ist, er gehört in möglichst viele Handbibliotheken möglichst vieler Planerbüros. Be. K.

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