Neu abwägen können
Möglicherweise möchte der Autor das gar nicht mehr lesen, dennoch verbinde ich ihn vor allem mit seinem Erstlingswerk „Verbietet das Bauen“, ein vom Autor selbst „‚Streitschrift“ genannter Text zum Thema: Was brauchen wir eigentlich? Und: Müssen wir immer gleich alles neu bauen?
Immerhin hat das kleine Buch, das auch als Handlungsanweisung gedacht war, mit seinen „100 Werkzeuge für Wohnraum und mehr Platz im Bestand“ die Diskussion um ein Weiterbauen zumindest um Abrissmoratorium und Neubaustopp erweitert. Dabei hatte Fuhrhop das Verbot von Neubauten eher als Provokation verstanden, als Rufzeichen, einmal über die Zukunft des Weiterbauens nachzudenken, vernunftbasiert, faktenbasiert ...
Grundsätzlich schließt sich die Wohnungsbaufrage, die aktuell die Fachwelt, aber auch die Republik insgesamt beschäftigt, an diese Thematik an. Eine Bundesbauministerin scheint ihre Daseinsberechtigung an Neubausollzahlen zu knüpfen und begibt sich damit in eine Sackgasse der Argumentation zum Kabinettsthema Aufstellen und Erreichen von CO₂-Minderungszielen.
Der Ministerin könnte nun geholfen sein: Die vorliegende Arbeit erläutert hervorragend, wie wir den Wohnungsbau neu denken müssen, um ihn wiederzubeleben; ökomomisch, sozial und damit auch nachhaltig im besten Sinne. Und zwar über die Aktivierung des Vorhandenen, das Wachküssen des Eingeschlafenen, das Überdenken der Gewohnheiten, die der Bequemlichkeit geschuldet sind. Keine Spinnerei, keine Utopie, schlicht die Auflistung der Potenziale, der Hemmnisse und wie mit denen umgehen, Grundannahmen, Fallstudien, Ursachen und Akteure, Theorie und Praxis, klar strukturiert und derart überzeugend, dass wir gleich loslegen sollten, nach der Lektüre und davor sowieso schon. Was wir Planerinnen davon haben? Wir werden unserer Verantwortung gerecht, indem wir neu abwägen können. Be. K.