Schweizerisch national
Ein derart großes, auch großartiges Buch wie das vorliegende über das „Land der Pässe“, vulgo Schweiz, ist mehr als das, was es auf den ersten Blick erscheint: Mehr als eine wunderbar atmosphärisch aufgeladene Bildersammlung von Verkehrslinien mitten in Europa. Es ist zudem die Darstellung eines sich verändernden, mythisch aufgeladenen und teils hysterisch überzeichneten Naturraumbildes, dessen Großartigkeit bedroht ist u. a. von Straßen, die uns allen diesen Naturraum erschließen.
Und so ist dieser Bildband – der er zu sein scheint und der er wunderbar auch ist (zeitgenössisch wie historisch abgebildet) – auch ein Geschichtsbuch, eine fast schon wissenschaftlich aufbereitete Untersuchung zur europäisch/schweizerischen Geschichte wie auch zur Geschichte der Technik und Wirtschaft.
Von längeren Texten zur Entstehungs- und Baugeschichte der bekannteren Pässe (dem Autoren fehlen ein paar seiner Lieblingspässe!), aber auch deren Pendant, der modernen Bergdurchführungen (Tunnel), können wir die Passstraßen in ihrem Schwung, ihrer perfekten Höhenarbeit bewundern und ebenso Ausblicke von diesen, Randgeschehen und Randfiguren. So sind wir mittendrin in der großformatigen Bau- und Politik-, Kultur- und Schweizergeschichte, die in dieser umfassenden Weise wohl erstmals so geleistet wurde. Dass das Buchprojekt insgesamt ein schweizerisch nationales Anliegen ist – es gibt fantastische Pässe in Frankreich und Italien, ohne die die Schweizer Bauwerke teils sinnlos wären –, sollte in allem mitgelesen werden. Wie schreibt die mitherausgebende und mitfinanzierende Stiftung: „Unsere Alpenpässe sind ein kulturelles Erbe, das wir uns freuen, weiterzugeben.“ Leider ohne Literaturverzeichnis, denn davon gibt es doch einige! Be. K.