Umnutzung: Álvaro Siza-Halle
Der Vitra Campus ist seit seiner Gründung direkt nach dem Krieg 1939-45 mächtig gewachsen. Dabei sind teils ikonische Bauten entstanden, deren erstgedachte Funktion später scheiterte. Vielzitiertes Beispiel ist das Feuerwehrhaus von Zaha Hadid, das längst ein Mehrzweckort geworden ist, aber immer noch als Bauwerk selbst Gäste anzieht.
Ganz anders die Fabrikhalle von Álvaro Siza, deren deutschschweizerische Nüchternheit so rein garnichts mit dem Bauen unter der Sonne zu tun hat, wie man sie von Siza kennt. Und auch wenig mit den plastischeren Nachbarbauten Nicholas Grimshaws, Frank Gehrys und eben Zaha Hadids. Das solide Nüchterne zahlt sich heute aus. Die 1994 in Betrieb genommene Fertigungshalle mit ihrer Raumhöhe von 7 m unterhalb der offenen Dachkonstruktion dient nun dem Architekturstudiengang der Dualen Hochschule Lörrach als Arbeitsort. Dazu wurden auf der knapp 12 000 m² großen Hallenfläche Räume für die Studentinnen und Lehrerinnen eingerichtet – flexibel, minimalinvasiv, demontierbar, größtenteils aus Holz. In enger Absprache mit Vitra, der DHBW und dem Büro von Álvaro Siza wurde das Projekt vom Basler studio ne, Florian Stroh, und Bauherrnvertreter Christian Germadnik als zweigeschossiger Holzeinbau geplant und realisiert. Der Einbau bietet der Hochschule etwa 1 000 m² Fläche.
Die Galerie des zweigeschossigen Einbaus, konstruktiv eine Zangenkonstruktion mit Brettschichtholzträgern, setzt sich linkerhand im langgestreckten Arbeits- und Zeichensaal für die Studierenden fort. Unter der Galerie wurden Werkstätten, Seminarräume und das Sekretariat eingerichtet. Die gleiche Disposition wiederholt sich auf der sich zur Halle hin öffnenden Galerie.
Mit der Teilöffnung der Siza-Halle möchte das Unternehmen das Leben auf dem Campus durch weitere soziale und kulturelle Aktivitäten bereichern – wofür die Umnutzung der Siza-Halle ein gutes Beispiel darstellt. Und am Ende zeigt sich, dass die Investition in einen soliden Werksbau am Ende zu einer für den Eigentümer lukrativen Sache mit Langfristperspektive wird. So startet Nachhaltigkeit, bitte mehr davon! Be. K.