Verantwortung
Ex und hopp. So könnte man etwas salopp die Baukultur der Moderne umreißen. Was nicht mehr gefällt, wird abgerissen und durch etwas Neues ersetzt – das im Zweifelsfall auch wieder nur über eine sehr begrenzte Haltbarkeit verfügt. Das ist eine Haltung, die sehr auf die Bedürfnisse und Bedingungen der Gegenwart fokussiert. Ein davor oder danach scheint es kaum zu geben. Längst ist jedoch den meisten am Bau Beteiligten klar, dass wir uns diese Perspektive nicht mehr erlauben können, wenn wir uns ernsthaft gegen die Klimakrise zu Wehr setzen wollen. Auch soziale Fragen rund um den Bau und die Architektur gewinnen zunehmend an Bedeutung – und damit die Zeit vor unserer eigenen Lebenszeit und die danach. Verantwortung ist das, was entsteht, wenn wir die Konsequenzen unserer Handlungen erkennen und akzeptieren, Schlüsse daraus für unser Handeln in der Zukunft ziehen. Wo könnte diese Weltsicht besser vermittelt werden, als in der Lehre? Judith Reitz von der Peter Behrens School of Art in Düsseldorf sieht Reallabore als einen der wesentlichen Hebel, der Ex-und-Hopp-Mentalität eine gelebte Praxis entgegenzusetzen, welche die Bedingungen und Konsequenzen des eigenen Handelns erlebbar und erfahrbar macht und so das eigene Verantwortungsgefühl im Bauprozess stärkt YOU ARE RESPONSIBLE! (S. 6) . Christine Lemaitre von der DGNB sieht die Verantwortung für eine gute und gerechte Architektur nicht zuletzt auch bei den Projektentwicklern, die über das Ziel einer guten Effizienzbilanzierung ihrer Projekte nicht vergessen dürfen, dass Wohnen eine Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist und wir uns viel stärker fragen müssen, wie wir Partizipation und Zusammenhalt durch angemessene Baustrategien erreichen können. Angemessen, suffizient und sozial (S. 10). Elisabeth Endres von der TU Braunschweig merkt an, dass „theoretisches Engagement und praktische Bequemlichkeit“ einen sehr deutlichen Widerspruch darstellen. Bürokratie, technische und ökonomische Anforderungen überfordern zunehmend die Bauvorhaben im Land und führen in der Summe zu einem Verschanzen hinter rechtlichen Absicherungen, die den Raum zum verantwortlichen Handeln einschränken. Deshalb müssen Planende den Befreiungsschlag wagen – und eigenverantwortlich die Zukunft gestalten Sind wir zu bequem geworden? Ja (S. 14). Und schließlich zeigt der Beitrag von Uta Dechantsreiter von der Bauteilbörse Bremen zum Handlungsleitfaden Kreislaufwirtschaft, wie das eigenverantwortliche Entwickeln von Lösungsansätzen konkret aussehen kann. Dabei wird deutlich, dass sich Verantwortung nicht nur über die Dimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entwickelt, sondern vor allem auch aus der Erkenntnis, dass wir Verbündete in
Politik, Industrie und Gesellschaft finden und für ihren Beitrag zur Bauwende in die Pflicht nehmen müssen Was dem Kreislauf nützt (S. 16).
Fotos: Juroren-Sitzung des BDB zum Nachwuchsförderpreis 2024 /
Denkmalgeschütztes Universitätsklinikum Aachen