Wenig Platz, viel Raum

Die Tiny-House-Bewegung ist seit Jahren auf dem Vormarsch und entwickelt sich nun zu einem beliebten Urlaubstrend, schließlich bieten die kleinen Häuser zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen Unterkünften. Auch das Gastgewerbe baut auf die „winzigen Häuser“, in denen auf wenig Fläche alles Wichtige untergebracht ist. Mit And­reas Müllner und Michael Leitner von Vagabundo sprachen wir über die Vorzüge des Lebens auf kleinstem Raum.


Foto: Vagabundo

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Wie haben Sie sich kennengelernt? Und woher kommt Ihr Faible für Tiny Houses?

Andreas Müllner (AM): Wir haben uns bereits im Studium kennengelernt. Schon früh haben wir uns mit Entwürfen für Mikrowohnungen beschäftigt und eine Affinität dafür entwickelt – daher kommt wohl auch unser Sinn für das Einfache und Schöne. Jene ersten Konzepte mündeten in unseren ersten Protoypen für ein Tiny-House, das wir im Betrieb von Luca Knipps Eltern herstellten. Das war der Beginn unserer Selbstständigkeit und somit auch der Start von Vagabundo.


Foto: Vagabundo

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Die Idee vom Leben im Tiny House ist ja nicht neu. Was zeichnet Vagabundo gegenüber anderen Herstellern der Branche aus? Oder anders gefragt: Was machen Sie anders als die Konkurrenz?

Michael Leitner (ML): Einerseits zeichnen sich unsere Bauten durch einen hocheffizienten Materialeinsatz sowie minimalistische Details aus.  Andererseits haben wir eine verhältnismäßig große Bandbreite an unterschiedlichen Modellen im Repertoire. Beispielsweise sind wir derzeit der einzige Hersteller mit einem 2-geschossigen und gleichzeitig flexiblen Tiny House – das ist auch das Modell mit der aktuell größten Nachfrage. Auch in Sachen Nachhaltigkeit setzen wir neue Maßstäbe, schließlich werden alle Vagabundo-Modelle in Deutschland hergestellt.


Foto: Vagabundo

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Über Ihren Kontakt erhält man unter anderen auch Zugang zu den entsprechenden Grundstücken, wie kann man sich das vorstellen?

AM: Die Idee dahinter ist, dass wir dem Kunden Grundstücke zum Pachten anbieten. Das Angebot befindet sich aktuell noch im Aufbau. Unser Ziel ist es, dass wir in ein paar Jahren ein Netz aus Pachtgrundstücken in unterschiedlichen Regionen anbieten.

Eignet sich jedes beliebige Grundstück für ein Tiny-House? Gibt es einen Trick, wie man die Baugenehmigung umgeht?

AM: Anders als etwa in den USA braucht es für ein Tiny-House in Deutschland immer eine Baugenehmigung – da führt leider kein Weg dran vorbei. Was den Vorteil eines solchen Gebäudes ausmacht, sind vielmehr die vergleichsweise geringen Baukosten sowie die Flexibilität. Viele Menschen schätzen auch das naturnahe Leben, das ihnen durch ein solches Gebäude ermöglicht wird.


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Stichwort Ressourceneffizienz: Wie haben Sie eigentlich das Exkrementen-Problem gelöst? Verfügen Ihre Tiny-Houses über Trocken-Trenn-Toiletten?

ML: Zuerst möchte ich klarstellen, dass ein Tiny-House grundsätzlich noch kein Nullenergiehaus ist, sondern sich in erster Linie durch eine verhältnismäßig hohe Flächen- und Materialeffizienz auszeichnet. Und um auf die Frage zurückzukommen: In den meisten Fällen kommen bei unseren Vagabundo-Modellen normale Toiletten mit Wasserspülung zum Einsatz. Aber auch Trocken-Trenn-Toiletten wären ohne Weiteres möglich. Wir richten uns da ganz nach den Bedürfnissen der Kunden.

Apropos naturnahes Wohnen – in der Hotellerie erfreut sich „Glamping“ wachsender Beliebtheit. Ihre Bauten eignen sich ideal dafür. Sind Sie diesbezüglich auch mit Hotel- oder Ferienhausketten im Gespräch?

AM: Das stimmt, tatsächlich ziehen immer mehr Menschen ein Ferienhaus im Grünen dem komfortablen Hotel vor. Deswegen haben wir immer wieder auch Anfragen von unterschiedlichen H­otelbetreibern erhalten – mit einem sind wir aktuell im Gespräch. Wir können an der Stelle noch nichts verraten, aber ich denke, die Chancen stehen gut, dass wir unser Angebot bald auch auf das Gastgewerbe ausdehnen können.


Foto: Vagabundo

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Noch eine persönliche Frage: Wie nächtigen Sie im Urlaub am liebsten?

AM: Im Urlaub schätze ich persönliche Freiheit  und Flexibilität, deswegen gehe ich auch gerne Campen. Das ist für mich die perfekte Umgebung, da ich in meiner Freizeit viel Sport treibe und auch sonst gerne in der Natur bin. Im Hotel findet man mich hingegen seltener.

ML: Das geht mir ähnlich. Wenn ich so richtig zur Ruhe kommen möchte, dann fahre ich am liebsten mit dem Camper in die Natur. Der klassische Campingplatz kommt für mich jedoch nicht infrage, das finde ich doch eher abschreckend. Da präferiere ich etwas abgelegenere, naturnahe Stellplätze. Das ist für mich der ideale Ort, um Kraft zu tanken.

Das Online-Interview mit Andreas Müllner und ­Michael Leitner führte DBZ-Redakeurin Yoko Rödel am 6. August 2024.

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