Bundeskunsthalle Bonn

Anything goes – Alles auf einmal: Die Postmoderne 1967-1992

Sehenswerte Ausstellung noch bis 28. Januar 2024

„Anything goes – Alles auf einmal: Die Postmoderne 1967-1992“ – zu diesem Thema läuft noch bis Ende Januar eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn. Mit der Postmoderne begann unsere Gegenwart: Die Moderne, die glaubte, alles sortieren zu können mit gleichen Häusern, Möbeln und Rechten für alle, wurde verabschiedet, und aus ihren Ruinen entstand eine bizarre Welt, heißt es in der Mitteilung der Bonner Ausstellungsmacher.

Noch bis zum 28. Januar in Bonn zu sehen: Anything goes - eine Ausstellung zur Postmoderne.
Plakat: Bundeskunsthalle

Noch bis zum 28. Januar in Bonn zu sehen: Anything goes - eine Ausstellung zur Postmoderne.
Plakat: Bundeskunsthalle

Architektinnen erklärten den Vergnügungspark zur idealen Stadt, Designer befreiten sich vom guten Geschmack, und an die Stelle der Systemkämpfe trat der Kampf um Selbstverwirklichung. Neue Medien synchronisierten den Globus, und Bilder wurden zur Bühne, auf der um Stil und Anerkennung gerungen wurde.

In einer Inszenierung durch die postmodernen Architektur- und Design-Größen Nigel Coates und Neville Brody führt die Bonner Ausstellung chronologisch durch alles, was zwischen 1967 und 1992 den Ton angab: Architektur, Design, Mode, Film, Kunst, Technik, Medien und MTV. Einige Künstlerinnen und Künstler wie Jenny Holzer oder Jean-Paul Goude haben historische Arbeiten eigens für die Ausstellung neu inszeniert, teilt das Museum mit.

Ebenfalls in der Ausstellung vertreten: Alessi-Design in Vitrinen
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Ebenfalls in der Ausstellung vertreten: Alessi-Design in Vitrinen
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Die Ausstellung erzählt von einer frenetischen Zeit, vom Beginn der Informationsgesellschaft, von der Entfesselung der Finanzmärkte, von der großen Zeit der Subkulturen, von Disco, Punk und Memphis-Style sowie vom Boom der Kulturtempel, dem die Ausstellung ihr größtes Exponat verdankt, die Bundeskunsthalle selbst. Als sie 1992 eröffnet wurde, war der Kalte Krieg zu Ende, und Francis Fukuyama erklärte in seinem berühmten Buch „das Ende der Geschichte“. Heute ist klar, dass die Geschichte weiter ging, und auch um die Postmoderne wird wieder gestritten. Gleichzeitig haben die Sozialen Medien eine Renaissance postmoderner Ästhetik befördert.

U.a. Hans Holleins "Mobiles Büro"
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

U.a. Hans Holleins "Mobiles Büro"
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Junge Designer und Architektinnen begeistern sich neu für postmoderne Ideen von Vielfalt, Widersprüchlichkeit und Dezentralisierung, heißt es in der Pressemitteilung. In einer Zeit aufflammender Kulturkämpfe halte die Ausstellung der Gegenwart einen Spiegel vor, der zur Richtungsbestimmung diene: Schon einmal warfen neue Medien alle Sicherheiten um, schon einmal entstanden aus Depression und Unsicherheit künstlerische Wagnisse und eine vielfältigere Gesellschaft. Für die Ausstellung zeichnet als Leiterin Susanne Annen zusammen mit dem Kuratorenteam um Eva Kraus und Kolja Reichert verantwortlich.

"Poltrona de Proust", Alessandro Mendini (1978/1988)
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

"Poltrona de Proust", Alessandro Mendini (1978/1988)
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Selbst schönste Postmoderne: die Kunsthalle von Gustav Peichl ... der das Postmoderne immer bestritten hat
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Selbst schönste Postmoderne: die Kunsthalle von Gustav Peichl ... der das Postmoderne immer bestritten hat
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Eingangshof
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Eingangshof
Foto: Benedikt Kraft / DBZ

Anything goes – Alles auf einmal: Die Postmoderne 1967-1992
Ausstellung bis 28. Januar 2024

Öffnungszeiten: Dienstag 10 bis 19 Uhr
Mittwoch 10 bis 21 Uhr
Donnerstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr feiertags 10 bis 19 Uh

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
Museumsmeile Bonn
Helmut-Kohl-Allee 4
53113 Bonn

www.bundeskunsthalle.de

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