Forschungslabor Garching mit Leben füllen
Architekturwettbewerb um die Erweiterung des TU-Areals in der Universitätsstadt Garching ist entschieden 22.01.2018In Garching, der seit ein paar Jahren so genannten "Universitätsstadt" im Norden Münchens soll sich etwas tun. Der hochkonzentrierten Ansiedlung von Forschung möchte man mehr Leben hinzufügen. Denn bisher zeichnet sich der Campus atmosphärisch schlicht durch die Isolation der einzelnen Fakultätsgebäude, den Mangel an Einkaufsgelegenheiten und die Nutzung des Innenbereichs als Pendlerparkplatz aus. Zeit also, hier in Garching, einer Stadt, die es unter dieser Bezeichnung erst seit 1990 gibt und die sich bis heute durch ihre Künstlichkeit in der Anlage der unverbunden dastehenden Forschungsinstitute auszeichnet, endlich mehr Leben hinein zu bringen. Es gab einen Wettbewerb, der im Mai 2011 ausgelobt wurde und zu welchem die folgenden zehn Büros geladen wurden:
Auer+Weber+Assoziierte, München,
Fritsch + Tschaidse, München,
KSP Jürgen Engel Architekten, München/Braunschweig,
Murphy/Jahn, Chicago/Berlin,
Maier Neuberger Partner Architekten, München,
Nickl & Partner Architekten, München,
Ranner, München,
Spacial Solutions, München,
Staab Architekten, Berlin,
Arbeitsgemeinschaft Weber Architekten, Garching, mit keiner-balda architekten, Fürstenfeldbruck.
Ziel des Wettbewerbs war es, auf einen rund 32.700 m² großen Grundstück unter anderem ein Kongresszentrum mit 17 Tagungs- und Seminarräumen für 15 bis 1.300 Personen, ein 250-Zimmer-Hotel mit drei bis vier Sternen sowie ein Gästehaus, Büroflächen, Restaurants, Läden und Dienstleistungsbetriebe unterzubringen. Zusätzlich erhält der Campus, auf dem es bisher „noch nicht einmal eine Tageszeitung“ zu kaufen gibt, ein eigenes Fitnessstudio und eine Kapelle für Rückzug und Innehalten. Der Pendlerparkplatz soll dann auch unter die Erde verlegt sein, 500 PKW-Stellplätze warten in einer neuen Tiefgarage auf die Individualverkehrsteilnehmer.
Gewonnen hat den mit 190.000 € insgesamt dotierten Wettbwerb das Büro Auer+Weber+Assoziierte, München, das Büro Nickl & Partner Architekten kam auf den zweiten Platz. Drittplatzierte waren Staab Architekten aus Berlin, eine Anerkennung erhielt die Arbeitsgemeinschaft Weber Architekten, Garching, mit keiner-balda architekten, Fürstenfeldbruck.
In seiner Stellungnahme erläuterte der Vorsitzende des Preisgerichts, Architekt Josef-Peter Meier-Scupin, nochmals den Aufgabenschwerpunkt – nämlich innerhalb des Campusgeländes ein Kommunikationszentrum als verbindendes Element der unterschiedlichen Gebäude und Nutzungen zu schaffen. Auer+ Weber+Assozierte sei dies insbesondere durch die auch im baulichen Sinne zentrale Position des Audimax gelungen, das alle anderen Funktionen um sich schart und somit verbindet.
Gleichzeitig schafft ein vollverglastes, zurückspringendes Sockelgeschoss gute Ost-West-Sichtbeziehungen zwischen den einzelnen Elementen des Gebäuderiegels hindurch. Die Kooperation mit dem Landschaftsarchitekten Prof. Rainer Schmidt zeitigte ihre Erfolge in einer gelungenen Einbindung der umgebenden Freiflächen. Dementsprechend einmütig viel das Urteil der Jury aus, die den Entwurf mit nur wenigen Anmerkungen und mit einer großen Mehrheit auf den ersten Platz wählte.
Der bisherige Arbeitstitel „Neue Mitte Garching“ weicht in Zukunft einem etwas weniger umständlichen Namen, der auch inhaltlich einen engen Bezug zum Campus hat: „Galileo“ steht dann nicht mehr nur für den großen Entdecker und Mitbegründer der modernen Naturwissenschaft, sondern auch für einen lebendigen, vielfältigen Campus in Garching. Kosten soll der aktuell 75 Mio. €, In der europaweiten Ausschreibung des Freistaates Bayern hatte sich eine Gemeinschaft aus den Bayerischen Mittelständlern Seb. Pöttinger Bauunternehmung (Ottobrunn), MoTo Projektmanagement GmbH (Dachau) und Lindner AG (Arnstorf in Niederbayern) durchgesetzt. Ihre „Neue Mitte am Hochschulcampus Garching GmbH & Co. KG“ hat im Mai mit dem Freistaat Bayern den Erbbaurechtsvertrag für die Neue Mitte unterschrieben. Der erste Spatenstich könnte im Frühjahr 2012 erfolgen, spätestens zum Wintersemester 2014/15 sollen alle Gebäude fertig sein.