Von Kunst am Malecon bis Hemingway

13. Bienal de la Habana. 13. Kunstbiennale in Havanna.

Wenn Sie in den nächsten Wochen Kuba besuchen, haben Sie Glück: Zurzeit findet in Havanna die 13. Biennale statt. An unterschiedlichen Orten präsentieren Künstler ihre Arbeiten. Und das alles selbst finanziert.

Noch bis zum 12. Mai 2019 zeigen 235 internationale, zeitgenössische Künstler aus 50 Ländern ihre Werke auf der 13. Biennale in Havanna. Sie sind verteilt über die ganze Stadt, in der Altstadt, auf den Plätzen und in Museen. Allein 60 Skulpturen und bewegliche Installationen verwandeln die berühmte Uferpromenade Malecon in eine Open-Air-Galerie. „Detrás del Muro“ – hinter den Mauern (www.dedelmu.com) –  nennt sich dieser spezielle Teil der Kunstbiennale. Die Initiatoren möchten mit interaktiven Skulpturen, Performances, Workshops und sozialen Projekten den öffentlichen Raum bespielen. Die Installation „Transfusion“ des kubanischen Künstlers Arlés del Río besteht aus Wasserschläuchen, in denen Meerwasser „über die Ufermauern“ transportiert wird. Bei tropischen Temperaturen lockt sie besonders Kinder zum Spielen an. Das Betonrelief „Untitled“ von Ariamna Contino and Alex Hernández (ebenfalls aus Kuba) ist mit Meersalz gefüllt. Als Symbol für die Kraft des Ozeans und zugleich für den Verfall wird der Beton vom Salz korrodiert und zerstört. Nach Sonnenuntergang bringt die peruanisch-amerkanische Künstlerin Grimanesa Amorós mit ihrer Lichtinstallation „Golden Mariposa“ (goldener Schmetterling) eine marode Fassade zum Strahlen. Begeistert erzählt sie uns von dem Projekt und der Biennale und verweist auf die Internetpräsenz. Ein Budget vom Staat gibt es nicht. Alles sei selbst finanziert.
 
La Habana Vieja – Die Altstadt Havannas
Havanna feiert in diesem Jahr sein 500-jähriges Bestehen. Zum Gründungsjubiläum ist die historische Altstadt „La Habana Vieja“ herausgeputzt. Viele Plätze und Paläste erstrahlen in neuem Glanz. Doch verlässt man das Viertel und geht nach „Central Habana“, den Stadtteil im Westen der Altstadt, in Richtung Malecon, sieht die Realität anders aus: Baufällige Häuser aus dem 18. Jahrhundert prägen des Bild. Hier wohnen und leben die Menschen unter schwierigen sozialen Bedingungen. Denn Kubas Wirtschaft leidet unter den Sanktionen der USA und mangelnden Öllieferungen aus Venezuela. Die Regierung stellt jedem Bürger ein Haus oder eine Wohnung zur Verfügung sowie Wasser und Strom. Das Durchschnittseinkommen liegt zwischen 30 und 80 Euro im Monat. Man setzt nun sehr auf den Tourismus als Wirtschaftszweig.  
Botschaftsviertel Miramar / Quinta Avenida
Eine zweistündige Oldtimerfahrt für 4 Personen kostet ungefähr das Monatseinkommen eines Kubaners. Sie führt entlang des 7 km langen Malecon in das Botschaftsviertel Miramar. An Havannas „Fifth Avenue“, der „Quinta Avenida“, reiht sich eine elegante Villa an die andere. Weiter geht es zum Platz der Revolution, dem Platz, wo Fidel Castro zum Volk sprach und Papst Johannes Paul II 1998 eine Messe hielt. Das vaste Areal prägen ein 140 m hohes Denkmal und moderne Verwaltungsbauten wie das Innenministerium, das Telegrafenamt, die Nationalbibliothek und das Nationaltheater. Ausgangs- und Endpunkt der Oldtimerfahrt ist der Parque Central beim Capitol. Die im Maßstab verkleinerte Kopie des Washingtoner Kapitols ist zur Zeit eingerüstet und wird für das Stadtjubiläum saniert.  
Ernest Hemingway in Havanna
Am neoklassizistischen Parque Central befinden sich viele Hotels. Von dort ist es nicht weit zur Haupteinkaufsstraße Calle Obispo. Hier hinterließ Ernest Hemingway in den 1930er-Jahren seine Spuren. Er wohnte ein Jahr lang im Hotel Ambos Mundos an der Calle Obispo und schrieb dort den Roman „Wem die Stunde schlägt“. 1940 kaufte er sich im Vorort San Francisco de Paula die Finca La Vigia mit einem wunderbaren Blick auf Havanna und lebte dort, bis er 1960 Kuba verlassen musste. Nach seinem Tod schenkte seine Witwe die Villa dem kubanischen Staat. Heute ist das Anwesen ein Museum und eine Touristenattraktion, beliebt vor allem bei US-amerikanischen Kreuzfahrern. Eine Tour auf den Spuren Hemingways führt weiter nach Cojimar. Von dem Fischerdorf startete der Nobelpreisträger mit der Jacht Pilar zum Hochseefischen. In Cojimar spielt auch Hemingways Roman „Der alte Mann und das Meer“. Bevor die Fahrt durch den Hafentunnel wieder im Zentrum Havannas endet, lohnt ein Zwischenstopp bei der Festung El Morro, die seit dem 16. Jahrhundert die Hafeneinfahrt schützt. Von hier bietet sich ein fantastisches Panorama auf die 2,3 Millionen-Metropole und die Uferpromenade mit Skulpturen der 13. Biennale.     

Weitere Informationen: www.biennialhavana.org

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