Charles Correa (1930-2015)

Der „berühmteste Architekt Indiens“ starb 84-jährig im indischen Mumbai

Der berühmteste Architekt Indiens sei er gewesen, so ist nun überall zu lesen, und tatsächlich ist die Architekturlandschaft des bevölkerungsreichsten Landes der Welt von uns aus gesehen (also auch aus der Sicht ehemaliger Kolonisten) eine eher unbekannte. Charles Correa, spätestens auch hier bekannt nach der Verleihung der RIBA Royal Gold Medal 1984, des Praemium Imperiale 1994 und nicht zuletzt des Aga Khan Award for Architecture 1998 starb am 16. Juni 2015 im Alter von 84 in Mumbai.

Längst war er Anwärter auf den Pritzker Price, für den er jahrelang – selbst in der Jury sitzend – Kollegen wie Tadao Ando, Rafael Moneo oder auch einen hierzulande ebenfalls eher Unbekannten, Sverre Fehn auf den Thron hob.

Geboren 1930 im damals noch kolonialen Indien in Secunderabad – Mahatma Gandi brach in diesem Jahr zum berühmt gewordenen „Salzmarsch“ und damit in Indiens Unabhängigkeit auf – studierte Correa am St. Xavier College in Mumbai, reiste in die USA wo er am MIT seinen Master machte. 1958, gerade einmal drei Jahre später, gründete er in Mumbai sein Architekturbüro.

Von da an bis zu seinem Tod vor wenigen Tagen arbeitete Correa mit seinem am Ende internationalen Team an unterschiedlichsten Projekten, vom Mahatma Gandhi Memorial am Sabarmati Ashram (1958-63) bis zur Fundação Champalimaud 2010. Er und die dem Büro assoziierten Architekten und Architektinnen arbeiteten (und arbeiten noch) an öffentlichen Bauten für Verwaltung oder soziale Dienste ebenso wie an Wohnbauten: für die Besserverdienenden wie für die, die eigentlich gar kein Geld haben. Von 1970-75 war er Chefarchitekt für „Navi Mumbai", eine städtebauliche Intervention am Hafen von Mumbai für rund 2 Million Menschen.

Er arbeitete an Versuchsbauten wie dem 1962 fertiggestellten „Tube House“, das ein Prototyp werden sollte für einen natürlich klimatisierten Wohnbau, der jedoch Prototyp blieb und 1995 abgerissen wurde.

Sein Erfolg in Indien sowie seine frühen Reisen in die USA verschafften dem Büro auch internationale Aufträge. So das Ismaili Centre im kanadischen Toronto, das Brain Science Center am MIT oder die schon erwähnte Fundação Champalimaud in Lisabon, Portugal.

Charles Correa hielt ungezählte Vorträge und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, 2013 nannte ihn das RIBA Royal Institut of British Architects „Indiens größten Architekten" und widmete ihm eine große Ausstellung in London. Anlass war die Schenkung von mehr als 6000 Zeichnungen an das Institut, eine große, auch versöhnliche Geste eines Mannes, der Kindheit und Jugend unter britischer Repression und Ausbeutung erleben musste. Und zugleich Ausdruck eines in diesen Breiten ungewöhnlichen Pragmatismus, der auch beinhaltet, dass die Arbeit auch nach dem Tode eines Großen einfach weitergeht, ohne größeres Aufhebens. Be. K.

Projekte, Texte und Bilder auf www.charlescorrea.net.

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