Das Humboldt-Forum. Geschickt inszeniertes Possenstück?
Der Architekt Hans Kollhoff legt Einspruch ein, beim Kartellamt in Bonn 22.01.2018 Es wird so viel geraunt wie lange nicht mehr auf dämmrigen Fluren: Der Stella ist raus! Oder: Da hat der Tiefensee aber Glück, dass bald Bundestagswahlen sind! Oder: Typisch Kollhoff, kaum verliert der Mann einen Wettbewerb … Oder: Ganz schön schlau von Hilmer & Sattler und Albrecht, sich so wieder in den Wettbewerb zurückzubringen! … und die von Gerkan Marg und Partner desgleichen!
Fakt ist, Hans Kollhoff, mit drei anderen Büros auf dem dritten Rang im Rekonstruktionswettbewerb Schloss zu Humboldt-Forum gelandet, hat aktuell bei der Vergabekammer des Bundeskartellamts in Bonn Einspruch eingelegt. Nicht die längst diskutierten und kolportierten Ungereihmtheiten bei der Zulassung Stellas zum Wettbewerb (Mitarbeiterzahl, Jahresumsatz) stehen zur Verhandlung, Kollhoff klagt mit guten Aussichten gegen die Art der Beauftragung der beiden oben genannten Büros. Und damit gegen die Vergabe des Auftrages an Stella und die beiden Subunternehmerbüros. Die Aufträge an die beiden deutschen Architekturbüros, so Kollhoffs Vorwurf, hätten nach europäischem Recht nicht ohne neuerliche Ausschreibung vergeben werden dürfen.
Die Entscheidung der Kammer, die den Fall bereits mündlich verhandelt hat, steht für Ende dieser Woche (4. September) an. Sollte der Klagende Recht zugesprochen bekommen, hat das Bundesbauministerium noch die Möglichkeit, beim Düsseldorfer Oberlandesgericht Beschwerde einzureichen. Inzwischen verlautete bereits aus dem Bundesministerium, dass, wie der Fall aktuell auch ausgehe, am Zeitplan der Realisierung nichts verändert werde; was das heißt, sei jedem denkenden Menschen anempfohlen zu denken.
Das Kartellamt wird im Wesentlichen zu prüfen haben, ob es das Bundesbauministerium war, welches Stella die Berliner Büros (beziehungsweise Dependenzen) von Gerkan, Marg und Partner und Hilmer & Sattler und Albrecht für die Bauausführung zur Seite stellt und mit allen dreien Verträge unterschrieben hat. Das würde gegen geltendes EU-Recht (Vergabe) verstoßen. Diese Variante erscheint am Wahrscheinlichsten, denn es ist kaum vorstellbar, Stella selbst hätte um Hilfe gebeten und die beiden im Wettbewerb unterlegenen wie zugleich mit solcherart Bauaufgaben vertrauten Büros würden ihm bloß zuarbeiten.
Als wäre die ganze Geschichte die gekonnte weil vielfach verwickelte wie am Ende alle überraschende Inszenierung eines Possenstücks à la Berliner Republik, so langsam jedenfalls scheinen sich die Nebel zu lichten. Der sehr früh in die Handlung einführte Landmaschinenhändler und Trojaner von Boddien löst sich in Nichts auf (wie lange schon sein Millionenversprechen), der kurios zustande gekommene Sonderpreis von Kühn Malvezzi wird von allen als Bester akzeptiert, weil er klug wie auch ökonomisch realisierbar ist. Der Bundesbauminister wechselt noch im Oktober 2009 in die Kultur und erhält damit die letzte Chance, Spiritus Rektor einer gänzlichen neuen Konzeption für das Humboldt-Forum genannte Babylon mitten in Berlin zu werden. Ich drücke ihm, seinem neuen Team und uns die Daumen! Be. K.