Deutscher und Österreichischer Fassadenpreis 2014
20 Projekte ausgezeichnet 22.01.2018Wo wird Farbgestaltung architektonisch und eben nicht nur dekorativ eingesetzt? Nach solchen Objekten sucht die Jury des Fassadenpreises. Im aktuellen Wettbewerbsjahr 2014 wurde sie gleich 20 Mal unter fast 400 Einreichungen fündig. Die Preisträger aus ganz Deutschland und Österreich feierten ihren Wettbewerbserfolg am 10. September 2014 auf Gut Havichhorst bei Münster. Michael Thompson, Mitglied der Geschäftsleitung von Brillux, überreichte im Jahr des 125. Jubiläums des Münsteraner Unternehmens mit insgesamt 23.255 Euro die bislang höchste Preisgeldsumme der Wettbewerbsgeschichte.
Weniger ist mehr: Auf diesen Nenner lassen sich die völlig unterschiedlichen Fassadenfarbkonzepte bringen, die es bei der 23. Ausschreibung des Deutschen und der ersten Ausschreibung des Österreichischen Fassadenpreises auf die Gewinnerränge geschafft haben. Die Jury war wie immer besetzt mit zwölf Fachleuten aus Architektur, Farbdesign, Malerhandwerk und Fachpresse (u.a. Prof. Julia B. Bolles-Wilson, Prof. Jürgen Werner Braun, Prof. Thomas Kesseler, Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der DBZ).
Wie hochkarätig und eng es im Preisträgerfeld zuging, zeigt der „Medaillenspiegel“ des aktuellen von Brillux ausgelobten Wettbewerbs. Der Deutsche Fassadenpreis 2014 sieht fünf 1. Preise, sechs 2. Preise, drei 3. Preise und zwei Anerkennungen. Sie zeichnen Gestaltungsleistungen vom bayerischen Traunstein bis nach Hamburg, von Bottrop bis nach Berlin aus. Zwei Sonderpreise für künstlerische und designbetonte Fassadengestaltungen gingen nach Trier und Stuttgart. Der erstmalig verliehene Österreichische Fassadenpreis startete mit einem 1. und einem 2. Preis für stilvolle Metamorphosen von Gebäudehüllen im niederösterreichischen Reichenau und in Wien.
Die Preisträger des Deutschen Fassadenpreises 2014
Kategorie: Wohn- und Geschäftshäuser
1. Preis: Wohnanlage Gapstraße, Traunstein – Architekten Riedl Oestreich, 83278 Traunstein
„Das Bild dieser etwas anderen Fassade gliedert sich wunderbar in die Häuserzeile mit den kleinen Ladengeschäften ein“, befand die Jury und vergab den 1. Preis an die Architekten Riedl Oestreich aus Traunstein für den Entwurf sowie an den Malerbetrieb Huber aus Stein an der Traun für die Ausführung.
2. Preis: Wohnanlage Bölkeanger, Neuruppin – Neuruppiner WohnungsbauGmbH
Die acht 2-geschossige Wohnhäuser gleicher Bauart im Siedlungsgebiet Bölkeanger zeigen, welche Ensemblewirkung ein kluges Farbkonzept erzielen kann. Die Prämierung geht zu gleichen Teilen an die Bauherrin und den ausführenden Malerbetrieb.
3. Preis: Wohnanlage Regierungsstraße, Magdeburg – arc architekturcozept GmbH, Magdeburg
Der ehemalige Plattenbausolitär wurde saniert und durch mit einer neuen Farb- und Fassadengestaltung aufgewertet. Die Platzierung prämiert den Entwurf von arc architekturconzept und die handwerkliche Leistung der H&M Putz- und Fassadenbau, Magdeburg.
3. Preis: Generationenwohnanlage Wohnpark Bathilidis, Bad Pyrmont – Josef Freitag, Bad Pyrmont und dreibund architekten BDA, Bochum
Für die Generationenwohnanlage Wohnpark Bathilidis planten dreibund architekten Architekt Josef Freitag ein streng geometrisches Ensemble mit dezenter Farbgestaltung. Die Jury hebt „die sehr schlüssige Aussagekraft der Gesamtrealisation mit vielen liebevollen und prägnanten Details“ hervor und verleiht einen 3. Preis an die Architekturbüros und den Malerbetrieb.
Kategorie: Öffentliche Gebäude
1. Preis: Evangelische Grundschule, Berlin-Wilmersdorf – ZOOMARCHITEKTEN, Berlin
Für die Evangelische Grundschule entwarfen die Planer ein geradliniges Gebäude, das sich städtebaulich und stilistisch in die Bebauung aus den 1960er-Jahren einfügt. „Farbe wird hier maßstabgebend, tektonisch und poetisch eingesetzt“, urteilt die Jury, „sie manipuliert die Gebäudemasse visuell aufs Positivste.“ Architekten und Maler erhalten dafür den 1. Preis in der Kategorie Öffentliche Gebäude.
2. Preis: Kindertagesstätte St. Martinus, Bramsche – Architekturbüro Mutert, Bramsche
Das frische Farbkonzept bricht die strenge Gebäudegeometrie, wirkt fröhlich und spielerisch. Hier ist auch mithilfe der Farbgestaltung eine „schon von außen einladende, kindergerechte Welt“ geschaffen worden, so die Jury und würdigte mit der Auszeichnung den Entwurf des Architekturbüros Mutert und die Handwerksarbeit der Bill Maler- und Restauratorenwerkstätte aus Neuenkirchen.
Kategorie: Industrie- und Gewerbebauten
1. Preis: BEST, Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung – Stadt Bottrop, FB Immobilienwirtschaft, 46236 Bottrop
Dass der Neubau mit erstaunlicher Leichtigkeit ins Stadtbild tritt, hat zweierlei Ursachen: Sie wurzeln in der Ausgestaltung des Baukörpers und seiner Fassadenausbildung. Das Zusammenspiel von Farbgestaltung und Architektur gibt „diesem Ensemble einen großartigen Wiedererkennungswert“, befindet die Jury und würdigt das Objekt und seine beiden Gestalter aus Architektur und Handwerk mit dem 1. Preis in der Kategorie Industrie- und Gewerbebauten.
2. Preis: Kaufhaus Karstadt, Frankfurt am Main – Dipl.-Ing. Heinrich Böll Architekt BDA DWB, 45128 Essen
Nach der Sanierung präsentiert sich das Kaufhaus in einem waagerechten Streifenmuster aus Weiß und Anthrazit, mit gleichmäßigen Streifenhöhen. „Hier wurde „eine höchst komplexe Bauaufgabe in einem heterogenen innerstädtischen Umfeld klar, sachlich und gestalterisch hervorragend gelöst“, urteilt die Jury des Deutschen Fassadenpreises und würdigte Idee und Planung des Büros Heinrich Böll Architekt und den gelungenen Einsatz des Handwerksbetriebs, der Storck Ausbaugesellschaft aus Gelsenkirchen.
Sonderpreis für künstlerische und designbetonte Arbeiten
Sonderpreis: Forschungszentrum, Stuttgart-Büsnau – hammeskrause architekten bda, 70376 Stuttgart
Die prämierten farbigen Objekte befinden sich zwar in einem Raum, bilden jedoch die äußere Hülle von außergewöhnlichen „Forschungszellen“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Jury verleiht an dieses „kunterbunte Farb-Raumstilleben“ einen Sonderpreis für hammeskrause architekten und Hürttle Anstrichtechnik, beide aus Stuttgart.
Sonderpreis: Musikschule Trier – Musik für die Augen
Die Grafikerin Gabriele Bruckmann vom Büro atmosphère aus Trier zeigt an einer Seitenwand der Karl-Berg-Musikschule in der alten Römerstadt, was ein Klangbild ist. „Auch leise Töne, die sich in das Klangbild eines Stadtraumes einfügen, bereichern die Erfahrung und schaffen ein adäquates Außenbild der Musik.“ Der Sonderpreis würdigt die Idee und perfekte Ausführung von Gabriele Bruckmann.
Kategorie: Historische Gebäude und Stilfassaden
1. Preis: Wohnhaus Crüwellstraße, Bielefeld – brewittarchitektur, Bielefeld
Der Baustil der Bielefelder Altbauvilla erinnert an Entwürfe der Wiener Sezession vor rund 100 Jahren. „Durch Beschränkung auf das Wesentliche wurde der Altbau auf bewundernswerte, weil ‚sprechende‘ Weise für das 21. Jahrhundert ertüchtigt“, kommentierte die Jury und vergab den Preis an brewittarchitektur und die Firma Nattkemper & Brummel, Bielefeld.
2. Preis: Wohnhaus Bodenseestraße, Neuravensburg
Durch eine neue Farbgestaltung wurde das um 1900 im Allgäuer Stil erbaute Wohnhaus aufgewertet. Die Jury lobt die zurückhaltende Farbgebung, die dem Objekt optimal gerecht wird. Der Preis geht an die Firma Richard Ebert Maler und Gerüstbau aus Wangen, von der Idee und Ausführung stammen.
2. Preis: Wohnhaus Bokestraße, Ilsenburg-Darlingerrode – bps-Ingenieurbüro Thomas Eckert, Ilsenburg
Das mit einem 2. Preis ausgezeichnete Objekt aus Ilsenburg im Harz, erbaut um 1700, ist ein Beispiel für überaus ambitionierte Arbeit mit Augenmaß und Sinn für Geschichte. Auch beim Farbkonzept wurde akribisch vorgegangen. Befunde und regionale Farbgebung flossen in den Entwurf ein.
3. Preis: Hittorf-Gymnasium Recklinghausen
Der 3-flügelige Bau wurde 1908 in neobarockem Stil errichtet und ist seit 2005 in der Denkmalliste eingetragen. Zusammen mit Vertretern der Schule, der Bauverwaltung, des Stadtrats, des Denkmalamts sowie des ausführenden Betriebs wurde die neue Farbfassung festgelegt. Die Jury vergab dafür den 3. Preis an die Stadt Recklinghausen und den Malerbetrieb Pocholeck aus Recklinghausen.
Kategorie: WDVS-Fassaden
1. Preis: Wohnanlage Düpheid, Hamburg – Augustin+Sawallich Planungsgesellschaft mbH, 21073 Hamburg
Bei der Fassadenneugestaltung nach einer energetischen Modernisierung der Hamburger Wohnanlage gaben die Klinkerflächen den Ton vor für die Farbgestaltung der neuen Putzflächen auf WDVS. Die Jury lobte den „starken neuen farbigen Auftritt“ hervor und würdigte die Leistungen der Architekten Augustin & Sawallich und von Preusse Baubetriebe, beide aus Hamburg.
2. Preis: Klinikum Ueckerstraße, Hamburg – ORP Architekten, Hamburg
Teil des umfassenden Sanierungskonzepts – von der energetischen Sanierung über die Neuordnung der Eingangssituation bis zu seniorengerechten Umbauten – war es, die Hochhäuser freundlicher wirken zu lassen und so den Standort nachhaltig aufzuwerten. Gelungen ist dies mit einem Farbkonzept, das die Farbverhältnisse im Wesentlichen umdreht. Die gut abgestimmte Farbwahl und -gestaltung „gibt den Gebäuden eine Persönlichkeit“, fasst die Jury zusammen und vergab den Preis an ORP Architekten für die Planung ,die Firma GEBOTherm für die Ausführung, und den Bauverein der Elbgemeinden eG, alle Hamburg.
Anerkennung: Wohnhaus Borthener Straße, Dresden – Leinert Lorenz Architekten, Dresden
Das Mehrfamilienhaus im Areal der Galopprennbahn Dresden geht mit seiner markanten Formensprache und einer kontrastreichen Farbkombination auf die Umgebungsbebauung aus den 1930-er Jahren ein. Der zurückhaltende, aber wirkungsvolle architektonische Einsatz von Farbe wurde von der Jury mit einer Anerkennung belohnt. Leinert Lorenz Architekten erhielten die Auszeichnung zusammen mit der Firma Fira Fassaden Spezialtechnik, Dresden.
Anerkennung: Wohnanlagen Buchsbaumweg, Vogelbeerenweg, Hamburg – neumann + partner, Hamburg
Die U-förmige Hamburger Blockrandbebauung im Buchsbaumweg, in den frühen 1930er-Jahren mit Backsteinfassaden gestaltet, wurde mit einem WDV-System auf den heutigen energetischen Standard gebracht. Nach Auffassung der Jury verdient vor allem „die Nachempfindung der ursprünglichen Straßenfronten im Zuge einer WDVS-Fassadensanierung“ eine Anerkennung. Sie prämiert die Leistungen der Architekten neumann + partner und der AFB Fassadendämmung + Malereibetrieb GmbH, Hamburg.
1. Österreichischer Fassadenpreis
1. Preis: Villa Anna in Reichenau
Das Baujuwel aus dem 19. Jahrhundert wurde 2013 aufwendig, zum Teil in Originalfarbtönen, renoviert und neu gestaltet. Für die stilvolle und durchdachte Farbfassung erhält den 1. Preis des Österreichischen Fassadenpreises 2014 der Betrieb, der für Entwurf und Ausführung dieser Arbeit steht: die Firma Maler & Anstreicher Belle Arti, Wien.
2. Preis: Hofburg, Wien
Prämiert wird die Fassadengestaltung des „Leopoldinischen Trakts“, eines Gebäudeteils der Wiener Hofburg. Die Auszeichnung für diese Gestaltung, deren Farbentwurf in Zusammenarbeit mit dem BDA erarbeitet wurde, vergibt die Jury an die beiden beteiligten Wiener Handwerksbetriebe: die Firma REKO Beschichtungstechnik und das Bauunternehmen Pittel + Brausewetter.
Deutscher und Österreichischer Fassadenpreis 2015
Der Wettbewerb geht in die nächste Runde. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für den Deutschen und Österreichischen Fassadenpreis 2015. Gesucht werden dann die Gestaltungen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, die mit Gespür für Architektur und Farbe, für Ästhetik und Funktion im Baujahr 2014 vollendet worden sind.
Ab Februar 2015 gibt es die Teilnahmeunterlagen bei Brillux. Sie können per Fax an +49 (0)251 7188-439 oder per E-Mail unterinfo@fassadenpreis.de angefordert werden.
Alle Informationen zu Jurykriterien und Teilnahmebedingungen gibt es online unter www.fassadenpreis.de, www.fassadenpreis.at und www.fassadenpreis.ch.
Archiviert sind dort auch alle Preisträgerobjekte der letzten 15 Jahre in Fotostrecken und mit vielen Hintergrundinformationen.
Weitere Informationen: www.fassadenpreis.de