Gebaute Utopien
Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen vom 9. Mai bis 3. Oktober 2010, Halle 22.01.2018Die Franckeschen Stiftungen zu Halle geben mit ihrer Jahresausstellung „Gebaute Utopien: Franckes Schulstadt in der Geschichte europäischer Stadtentwürfe“ einen besonderen Impuls, indem sie das breite Spektrum dessen abschreiten, was seit dem Beginn der Frühen Neuzeit architektonische Vorstellungen beeinflusste, was bis heute Architektur bedingt, wie sie wahrgenommen wird und wie sie sich präsentiert. Zwei Jahre wurde in Archiven und Bibliotheken in ganz Deutschland, den Niederlanden, Dänemark bis hin zu Sammlungen in den USA recherchiert.Über 400 Objekte werden jetzt die Franckeschen Stiftungen inmitten der europäischen Architekturgeschichte positionieren, zeichnen die Entstehungsgeschichte des europaweit einzigartigen Baudenkmals der Schularchitektur und setzen damit im 20. Jahr ihres Wiederaufbaus einen deutlichen Akzent auf dem Weg zur Anerkennung als UNESCO- Welterbe.
Als der Theologe August Hermann Francke (1663-1727) vor den Toren der Stadt Halle den Grundstein für seine Schulstadt legte, stützte er sich die auf die Vorstellungen der pietistischen Gesellschaftsreform. Das Bauensemble umfasste bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ein Waisenhaus von schlossartiger Dimension, mehrere Schulen, eine Bibliothek, eine Druckerei, ein Krankenhaus sowie spezialisierte Wirtschafts- und Funktionsgebäude. Eine idealtypische Anlage, deren Modell bald europaweit ausstrahlte. Religiöse Siedlungen sowie Stadtneugründungen in Deutschland, Skandinavien, West- und Osteuropa, Südindien und an der Ostküste Nordamerikas wurden von der Gesamtanlage der heutigen Franckeschen Stiftungen beeinflusst.
Vor diesem Hintergrund lädt die Jahresausstellung mit einer spannenden Inszenierung der Leipziger Kreativen KOCMOC zu einer Zeitreise durch das Verständnis von Architektur ein. Auf faszinierende Weise wird so die untrennbare Wechselbeziehung von Architektur, Gesellschaft und Leben beschrieben. Eben dieser Zusammenhang bestimmte auch den Umgang mit der Schulstadt in der Moderne. Wie konkret in der DDR mit dem Erbe der Stiftungen umgegangen wurde, welche Pläne es für die Hochstraße nach Halle-Neustadt gab und welchen Platz die Franckeschen Stiftungen innerhalb der „Sozialistischen Rekonstruktion der Altstadt Halles“ in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts einnehmen sollten, konnte erstmals im Vorfeld der Ausstellung detailliert recherchiert werden.
Veranstaltung: Ausstellung über Franckes Schulstadt in der Geschichte europäischer Stadtentwürfe
Ort: Historisches Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen, Franckeplatz 1, 06110 Halle
Zeit: 9.Mai bis 3. Oktober 2010, Di bis So 10 – 17 Uhr
Weitere Informationen: Der Katalog zur Jahresausstellung erscheint im Verlag der Franckeschen Stiftungen.
Internet: www.francke-halle.de