"Hudson Yards", New York City
Beim Rundgang über die Riesenbaustelle im Westen Manhattans fiel gar nicht auf, was hätte auffallen müssen 22.01.2018"Hudson Yards" ist ein Entwicklungs- und Baugebiet im Westen Manhattans, das von ca. 2005 bis ca. 2025 zum neuen Zentrum der Millionenstadt zwischen Hudson- und East River entstehen soll. Rund 16 Mrd. € Investitionen großer internationaler Investorengruppen stehen bereit, 15 Hochhäuser mit 36 und bis zu 70 Geschossen zu realisieren. Im Augenblick wird nur die Ostseite des Planungsgebiets in die Höhe gebaut, ein Turm am südlichen Ende, der "10 Hudson Yards" von Kohn Pedersen Fox wurde 2015 seinen Nutzern übergeben. Mit 273 m Höhe gehört der Turm eher zu den Skyscrapern der mittleren Kategorie, der "30 Hudson Yards", gerade im Rohbau und ebenfalls von KPF, ist 100 m höher aber möglicherweise noch nicht das Ende des Höhenwettkampf in diesem Projekt. Die Siegerpalme im Wettbewerb um das (vermutlich) teuerste Hochhaus trägt jetzt schon der Turm von Norman Foster: Mit rund 3,7 Mrd. € wird er sicherlich einer der teuersten Bauten in Manhattan.
Wer vor lauter Kopf-im-Nacken-Anstregung diesen einmal nach vorne zieht, die Blicke zum Boden richtet, der ahnt nicht, dass unter seinen Füßen eine wichtige Gleisanlage verläuft, die sich unterhalb der "Hudson Yards" auf über dreißig Abstell- und Rangiergleise aufsplittet. Dieses Gleisfeld nutzt die Long Island Rail Road, die Pendlerzüge von Long Island zur Penn-Station in Manhattan betreibt. Täglich nutzen diese Hauptschlagader Millionen von Menschen um von Osten in die Stadt hinein- und wieder hinauszufahren.
Anders also als in vielen deutschen Großstädten, wo Gleisanlagen überflüssig geworden sind, ist im engen Stadtraum Manhattans jede Zugstrecke eine lebenswichtige Ader, die es zu erhalten gilt. Doch weil in diesem Land eben nichts unmöglich scheint, wurde der erste Teil der Gleisanlage mit Brückensystemen dort überbaut, wo die Gleise so eng liegen, dass keine Stütze zu stellen wäre. Dort, wo mehr Platz ist, wurden Betonpfähle in bis zu 30 m Tiefe auf Fels geführt. Die Pfähle und hier integrierten Stahlbetonbrückenkonstruktionen werden konstruktiv in die auf ihnen stehenden Bauten weitergeführt, beziehungsweise tragen Lasten indirekt ab. Das Wort "Platform" - eine "eastern", eine "western" - ist wegen des diese Plattform durchstoßenden Kräfteverlaufs hier nicht ganz korrekt, beschreibt aber sehr anschaulich das Prinzip der Stadtraumgewinnung.
In einem Bürobau gegenüber "Hudson Yards" hat die Baugesellschaft ihre Büros, dort, in Empfang steht das Modell des Viertels und an der Wand hängen "Uhren". Die zeigen auf die Sekunde genau an, wann mit der Fertigstellung welchen Projektes zu rechnen ist. Das Geld ist da, die Pläne auch, es wird schon hinkommen! Be. K.