Mehr Partizipation. Mehr Qualität?
17. Brillux Architektenforum – Architektur erleben in Leipzig 22.01.2018Das Brillux Architektenforum in Leipzig war ein voller Erfolg: Rund 250 Architekten nahmen an der 17. Ausgabe der Veranstaltung teil, die damit erneut ausgebucht war. „Mehr Partizipation. Mehr Qualität?“ – die spannende Frage, ob die Beteiligung der Nutzer zu einer qualitativen Verbesserung von Architektur und Stadtplanung führt und welche Verfahren dabei baukulturell sinnvoll sind, stand im Mittelpunkt der Vorträge.
In der Anfang der 30er Jahre von dem Hamburger Architekten Fritz Höger im Stadtteil Plagwitz erbauten Konsumzentrale hatte das Forum nicht nur eine außergewöhnliche Location mit dem Charme vergangener Zeiten gefunden, sondern auch den Auftakt zu einem eindrucksvollen Architekturerlebnis.
Ehemaliger Sitz der Konsumgesellschaft
Unter dem Titel „Ein Dampfer in Plagwitz: 80 Jahre Konsumzentrale“ stellte eingangs Sieghard Koitzsch als „Hausherr“ und profunder Kenner das denkmalgeschützte Gebäude vor, das als Sitz der Leipziger Konsumgesellschaft in den Jahren 1929 bis 1932 erbaut wurde, und auch heute noch die Genossenschaft beherbergt. Die spektakuläre Architektur der Konsumzentrale war der perfekte Ausgangspunkt für die anschließenden vier thematisch gegliederten Touren: per Boot, zu Fuß oder mit dem Bus konnten die Teilnehmer Leipzig aus verschiedenen Perspektiven erleben und sich neben den Leistungen auf dem Gebiet der Stadtplanung, ein Bild von den Qualitätsmaßstäben beim Umgang mit der historischen Bausubstanz sowie bei der Gestaltung neuer Gebäude und baulicher Lösungen machen.
Ein Ausflug in urbane Kulturlandschaften
Mit der Kombination aus Exkursions- und Vortragspart war es Nicolette Baumeister mit ihrem Münchener Büro gemeinsam mit Brillux gelungen, den Blick auf regionale, zeitgenössische Architekturprojekte zu lenken, eine interessante Architekturdebatte anzustoßen und so signifikante Aspekte urbaner Kulturlandschaften oder Gebäude zu beleuchten. Damit haben sich die Architektenforen als fundierte Dialogplattform für Architekten und Planer längst einen Namen gemacht und werden von den Architektenkammern als Fortbildungsveranstaltung anerkannt.
Mit Nutzern bauen
Für Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der Deutschen Bauzeitschrift DBZ und Vorsitzender des Arbeitskreises Baufachpresse, sind sie jedenfalls in der Architektur-Szenerie nicht mehr wegzudenken. Engagiert moderierte er auch die 17. Auflage der Veranstaltungsreihe, die mit Leipzig die passende Klammer zu ihrer Thematik gefunden hatte: mit Nutzern bauen! Wie sich das bezogen auf Bauprojekte und Planungsprozesse gestalten kann, beleuchteten am Nachmittag aus unterschiedlichen Perspektiven die drei Experten Bertram Schultze, Geschäftsführer der Leipziger Baumwollspinnerei Verwaltungsgesellschaft, Prof. Dr.-Ing. Susanne Hofmann, die Baupiloten, Berlin, und Prof. Christian Rapp, Rapp+Rapp Architekten, Amsterdam/Berlin.
Resümee: Unterschiedliche Ansätze von Partizipation wurden deutlich, aber auch die These, dass Partizipation keine demokratische Verfahrensform sein kann, bei der es darum geht, Nicht-Fachleute in die Bauentscheidung einzubeziehen. Vielmehr sei es ein Werkzeug, mit dem Architekten erfahren können, welche Vorstellungen Bauherren und Bürger haben und eine Möglichkeit, diesen das Projekt näher zu bringen.