Mensch als Maßstab

Wettbewerb KÖ-Bogen in Düsseldorf entschieden

Es passiert nicht jeden Tag, dass sich eine Großstadt entschließt, seinen Innenstadtbereich neu zu definieren. Dieses ist der Fall in der Landeshauptstadt Düsseldorf, die in einem Ratsbeschluss entschieden hat, die Düsseldorfer Stadtbahn, den “Tausendfüßler“, abzureißen, den Verkehr unter die Erde zu legen und auf diese Weise neue städtische Flächen im Herzen der Düsseldorfer Innenstadt zu gewinnen.

Um die Aufgabe einer Neuordnung dieser schwierigen amorphen Fläche zu lösen mit einer Gesamtlänge von ca. 1 km, vom Hofgarten im Norden bis zum Martin-Lutherplatz vor der Johanniskirche im Süden und von der Kö im Westen bis zur Bleichstraße im Osten, die Shadowstraße in einer Länge von 500 m beinhaltend, hatte die Stadt Düsseldorf ein internationales Wettbewerbsverfahren ausgelobt, das nun von einem  Preisrichtergremium unter Leitung von Prof. Albert Speer entschieden wurde. Der Wettbewerb entschied über die wichtigste Veränderung der Stadt Düsseldorf seit der Untertunnelung der Rheinuferpromenade.

Gewinner des Verfahrens ist das Kölner Architekturbüro Molestina Architekten unter der Leitung von Prof. Juan Pablo Molestina in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Landschaftsarchitekturbüro  FSWLA unter Thomas Fenner. Ihr Beitrag schafft eine wertschätzende städtebauliche Zusammenfügung an dieser kritischen Stelle, die einerseits die architektonisch wertvollen Bauten der Nachkriegszeit in Düsseldorf würdigt, insbesondere das Dreischeibenhochhaus von HPP und das Schauspielhaus von Werner Pfau, und sie in das Stadtgefüge integriert, und andererseits eine neue Stadt prägende Verbindung vom Hofgarten bis zur Johanniskirche schafft. Es wird eine ca. 400 m lange breite Fußgängerpromenade ähnlich der „Ramblas“ in Barcelona als Nord-Südachse geplant. Diese Achse erfährt ihren spannungsreichsten Abschnitt an der Kreuzung mit der Shadowstraße, wo sich die neue Bebauung zu einem Platz aufweitet und eine diagonale Blickachse zu der Stadtbühne öffnet.

Die neue Stadtblockstruktur ist kleinteilig, fußgängerfreundlich und in der Höhe gestaffelt von 21 m neben dem Schauspielhaus bis zu 40 m im Abschlussturm an der Kreuzung Berliner Allee und Immermannstraße in Anpassung an die vorhandene Bebauung. Die Bebauung an der Shadowstraße wurde in einzelne Blöcke aufgelöst und gewährleistet so vielfältige Blick- und Wegebeziehungen zum Jan-Wellem-Platz mit dem Dreischeibenhochhaus und dem Schauspielhaus sowie dem Hofgarten.

Internet: www.molestina.de

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