Porsche in Wolfsburg?

Der neue Automobilpavillon in der Autostadt Wolfsburg kommt aus München und hat bereits einen Designpreis erhalten

Seit ein paar Wochen steht er da, und scheint so etwas wie das Ende einer schier unglaublichen Geschichte zu manifestieren: Der Porsche-Pavillon aus der Architekturschmiede Henn Architekten, München, steht nicht in Stuttgart/Zuffenhausen, er steht auf dem Gelände eines Automobilkonzerns, nach welchem der kleine große Sportwagenproduzent vor gar nicht langer Zeit seine Finger ausstreckte: der VW-Autostadt in Wolfsburg. Der Coup von vor ein paar Jahren war denkbar desaströs daneben gegangen, jetzt, ab dem 1. August 2012 gehört der Sportwagenhersteller mit Tradition zur Gänze zum VW-Konzern.

Gekrümmte Linien und rasante Kurven, so die Architekten, machen den Pavillon zu einer dynamischen und reduzierten Skulptur, deren Charakteristika sich aus dem Markenbild Porsches ableiten. In der fugenlosen Gebäudehülle nehmen rasante Linien Fahrt auf, drosseln ihr Tempo und holen in großen Kurven zu weiteren Radien aus. Einheitliche, matte Edelstahlbleche umhüllen den geschwungenen Baukörper, sie machen ihn als eine durchgängige Einheit erfahrbar und geben ihm je nach Licht und Wetter ein wechselndes Erscheinungsbild. An seiner Eingangsseite kragt der Pavillon insgesamt 25 m über die Wasseroberfläche der vorgelagerten Lagune aus. Unter dem großen, asymmetrisch geformten Dach öffnet sich ein geschützter Außenraum mit Sitzreihen für mehrere Hundert Besucher, der optisch mit der umliegenden Landschaft verbunden ist und akustisch einen eigenen Bereich bildet. Architektur und Landschaft (WES Landschaftsarchitekten), Innen- und Außenraum werden zu einem fließenden Kontinuum.

Im Inneren des Pavillons öffnet sich ein konzentrierter Erlebnisraum, der die Sportwagenmarke Porsche und ihre Geschichte erfahrbar macht und seine Grenzen und Maße der Wahrnehmung entzieht. Die elliptisch geschwungene Rampe greift das dynamische Grundprinzip der Architektur auf und begleitet die Besucher zu der tiefer gelegenen, rund 400m² großen Inszenierungsfläche (hg merz architekten museumsgestalter und jangled nerves).

Der Porsche Pavillon in der Autostadt in Wolfsburg wird vom Rat der Formgebung (German Design Council) mit dem Designpreis Automotive Brand Award 2012 in der Kategorie „Best of Best - Architektur“ ausgezeichnet. Ob man ihn als Gegenentwurf zum Porsche Museum in Zuffenhausen (Delugan Meissl Ass. Arch., Wien) interpretieren soll, oder als dessen Fortführung, mag jeder für sich selbst entscheiden. Die gewählten Assoziationsfelder im Süden der Republik wie im Osten sind jedenfalls ziemlich denkungsgleich. Be. K.

Henn Architekten, München

Autostadt, Wolfsburg

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