Florian Pronold wird es nicht. Vorläufig
Berliner Arbeitsgerichts erkennt „mutmaßlichen Auswahlfehler“ bei der Ernennung Pronolds zum Gründungsdirektor der Berliner Bundesstiftung Bauakademie 08.01.2020Was haben wir uns alle aufgeregt! Mancher hatte gar Schaum vor dem Mund! Da wird ein Bewerbungsverfahren ausgelobt, über das die Berliner Bundesstiftung Bauakademie alias Schinkelsche Bauakademie ihren ersten Direktor sucht, und dann wird nach vielerlei Auswahlarbeit derjenige der Chef, der das Verfahren zuvor im BMUB als politisch Zuständiger mitangeschoben hat: Florian Pronold. Der soetwas wie ein Projektmanager mit Parteibuch und öffentlich rechtlichem Auftragshintergrund.
Dieser erschien dann - nicht nur wegen des Verdachts des Nepotismus - all denjenigen unqualifiziert zu sein, die den Text der Stellenausschreibung so verstanden hatte: Da wird jemand gesucht, der (oder die!) international und relevant vernetzt ist, der (oder die!) die großen Schieber und Lenker im Architektur-/Bau-/Diskursgeschäft persönlich und gut kennt, der (oder die!) über Scharfsichtigkeit im kuratorischen aber auch ökonomischen Denken verfügt, der (oder die!) zumindest eine Magisterarbeit über Schinkel verfasst hat oder doch zumindest die Baugeschichte der Bauakademie auch dann noch aufsagen kann, wenn er (oder sie!) mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wird.
Das Meiste davon wird Florian Pronold tatsächlich nicht leisten können, jedenfalls ist niemand bekannt, der berichten könne, er wäre hier schon mal aufgefallen mit entsprechenden Äußerungen, Pamphleten oder interministeriellen Gutachten.
Mehrere hundert Architekten (und Architektinnen?) hatten einen offenen Brief unterschrieben, den der DAM Direktor mit anderen zum Unterschreiben kursieren lies und in dem eine Wiederholung des Verfahrens unter anderen Umständen gefordert wurde. Dann reichte ein Mitbewerber (Philipp Oswalt) beim Berliner Arbeitsgericht Klage auf Erlass einer einstweiligen Verfügung ein. Das Arbeitsgericht erkannte aktuell den „mutmaßlichen Auswahlfehler“ bei der Ernennung Pronolds zum Gründungsdirektor und hat die einstweilige Verfügung ausgesprochen.
Dass Florian Pronold nun ein wenig in der Luft hängt ... Arbeit hat er ja genug. Dass diese Luft, in der er häng, sehr dünn ist in diesen Sphären des Einflussgerangels, das mag noch etwas nach sich ziehen. Abgesehen davon aber ist der wirkliche Skandal ja wohl klar der, dass weder Stadt noch Land noch Bund, noch BDA noch BAK, ja eigentlich kein einziger Verein es in der Vergangenheit (und bis heute!) hinbekommen hat, an dem Ort, an dem einst die Bauakademie Schinkels als ein MODELL von einem neuen Verständnis für das Denken über das Bauen und die Stadt stand, etwas neues hinzusetzen. Hundert Meter weiter nach Osten wurde ein Schloss nachgekupfert, auf der anderen Seite im Westen wurde sündhaft teurer Wohnungsbau finanziert. Dazwischen ein Baugerüst, über das - jetzt wohl nicht mehr - Kunststofftapeten hingen, die Klinkerwände nachahmen sollten! Mit einem Fassadengerüst hat die Hohenzollernburgwiedererstehung ja auch angefangen, erfolgreich ... Und folgenreich, wenn man das wichtige Thema der längst überfälligen Forcierung der Provenienzforschung inklusive Entschuldigung/Entschädigung und Rückgabe anschaut.
Nein, liebe Architekten (und Architektinnen!), eine Bauakademie sollten von Menschen wie Arno Stern kuratiert werden, dessen Engagement und ganzes Denken über die Welt dem Wesen und Vermächtnis Schinkels näher ist als jeder Pronold oder Oswalt oder sonst jemandem ihm gerade nah e zu sein scheint. Der Ort Bauakademie - nicht der rekonstruierte Bau - ist extrem wichtig. Hier irgendwie detailgenau Schinkel nachzubauen oder nachzuempfinden oder überhaupt irgendwie Schinkel zu imitieren hieße nichts anderes, als sich konzeptionell auf Schlossimitat-Niveau herabzulassen. Nicht 62 Mio.€ brauchen wir, wir brauchen eine Vision! Vorwärts, auf ihr müden Geister! Und bring dich endlich einmal wieder nach vorne in der Welt der kleinen Metropolen dieser Welt, Berlin! Be. K.