Roger Boltshauser erhält Semperpreis 2024
Geehrter Architekt hält "Rede an die Architektur" am 8. Juni in Bielefeld 17.05.2024Der Schweizer Architekt Roger Boltshauser wird mit dem Semperpreis 2024 der Sächsischen Akademie der Künste ausgezeichnet. Mit Boltshauser würdige die Akademie einen Architekten, der sich seit über 20 Jahren mit nachhaltigen Baumaterialien und innovativen Energiekonzepten beschäftigt, heißt es in der Pressemitteilung.
Bekannt ist Boltshauser unter anderem für die Verwendung des über lange Zeit vergessenen Materials Lehm, das er auch in größeren und komplexen Bauten auf verschiedene Weise einsetzt und mit anderen Materialien kombiniert. In seiner Arbeit an der Schnittstelle zwischen Lehre, Forschung und seiner Tätigkeit als Architekt gehe es ihm darum, mit weniger CO2-Emissionen zu bauen und dabei den Baustoff Lehm aus seiner Nische zu holen.
Roger Boltshauser
Foto: Michael Artur König
Seit den 1990er Jahren beeindruckt der Schweizer Architekt mit seinen Bauten, die hohes ästhetisches Können mit einem tiefen Verständnis für die Komplexität des Bauens vereinen. Roger Boltshauser versteht seine Architektur nicht als Ergebnis rein fachspezifischer Überlegungen, immer lässt er seine Zeichenkunst in seine Entwürfe einfließen (s. dazu auch eine Buchrezension in der DBZ). Er erliegt nicht der Versuchung, auf bewährte Lösungen zurückzugreifen, sondern versucht immer wieder, neue Antworten auf komplexe Probleme zu finden und agiert dabei oft mit anderen Disziplinen.
Haus Rauch von Boltshauser Architekten,
Schlins, Österreich, 2004‒2008
Foto: Beat Bühler
Seine Bauten zeugen von einem großen Interesse an Materialien, insbesondere Erde als Baustoff. Er hat mit Stampflehm experimentiert, diesen mit anderen Baustoffen kombiniert und damit hybride Architekturen entwickelt, in denen archaische und technisch-moderne Konstruktionen zu ungewohnten Ausdrucksformen verschmelzen. So hat Boltshauser früh den Weg zu einer nachhaltigen Architektur beschritten und gezeigt, dass traditionelle Baumethoden auch heute von großer Bedeutung sein können.
Der Vortrag findet im Technischen Rathaus im Bielefeld statt
Foto: Benedikt Kraft
Mit dem Semperpreis möchte die Sächsische Akademie der Künste Architektinnen oder Architekten würdigen, deren Werk sich durch höchsten künstlerischen Anspruch, nachhaltiges Bauen im Sinne ressourcenschonender Umweltgestaltung und besondere Innovationskraft auszeichnet. Über die Vergabe des Preises entschied eine Jury aus Mitgliedern der Klasse Baukunst von Prof. Dr. Annette Menting und Prof. Ivan Reimann sowie dem Präsidenten der Sächsischen Akademie der Künste, Prof. Dr. Wolfgang Holler. Der Findungskommission gehörte außerdem der Preisträger des Jahres 2022, der Münchner Architekt Florian Nagler, an.
Vortrag: "Tradition, Material und Potential"
Die Preisverleihung an Roger Boltshauser findet am Abend des 24. Oktober 2024 im Blockhaus in Dresden, Archiv der Avantgarden statt. Wer so lange nicht warten möchte: Roger Boltshauser hält im Rahmen des ostwestfälischen Kulturfestivals "Wege durch das Land" die diesjährige „Rede an die Architektur“. Sie findet am 8. Juni 2024 um 18:00 Uhr im Technischen Rathaus in Bielefeld statt. Sein Vortrag steht unter dem Thema "Tradition, Material und Potential".
Technisches Rathaus Bielefeld nach der Sanierung durch Müller Reimann, Berlin
Foto: Benedikt Kraft
Die "Rede an die Architektur" hält Roger Boltshauser in dem vielen immer noch unbekannten Technischen Rathaus Bielefeld. Von Hanns Thiele 1952 erbaut, weist es typischen Merkmale der 1950er-Jahre auf und wurde in den 2010ern umfassend saniert und erweitert (Müller Reimann, Berlin). Das vielleicht signifikanteste Element des Altbaus ist ein weitschwingender Treppenlauf an der einstigen Rückfassade des Gebäudes. Geschickt wurde diese genutzt, um eine große, über alle Stockwerke reichende Halle zu realisieren, die nun Alt- und Neubau mit größter Selbstverständlichkeit verbindet. Ein architektonisches Meisterwerk, das Tradition und Moderne vereint.
Roger Boltshausers "Rede an die Architektur" setzt der Jazz-Virtuose Edgar Knecht ein musikalisches Gegengewicht entgegen. Mit seinen Kompositionen aus bekannten Werken, die in Improvisation übergehen, schafft der Pianist neue Zugänge zu einer scheinbar verlorenen Tradition – eine einzigartige Symbiose aus Jazz, Klassik und Weltmusik.
Um 20 Uhr endet der Vortragsteil, es folgt der Abschluss mit einem kulinarischen Beisammensein.