Strohballenbautage 2023 in Weimar

Wie Bauen mit Stroh gelingt

Immer mehr Planer:innen, Architekt:innen und Bauherr:innen suchen nach alternativen Baustoffen, die natürlichen Ursprungs sind und regional erzeugt werden können. Aufgrund seiner guten Ökobilanz und Wärmeleitfähigkeit rückt Strohballenbau daher verstärkt in den Fokus. Fehlende Standards in Produktion und Genehmigung erschweren jedoch die breite Markteinführung. Welche Stellschrauben gedreht werden müssen, wird im Rahmen der »StrohBallenBauTage« am 11. und 12. September 2023 an der Bauhaus-Universität Weimar beleuchtet.

Im Rahmen der zweitägigen Konferenz kommen verschiedene Akteur:innen aus Politik, Bauingenieurwesen, Landwirtschaft und Architektur zusammen: Neben Fachvorträgen zu Normung und Genehmigung erhalten die Teilnehmenden exklusive Einblicke in Best-Practice Beispiele sowie aktuelle Forschungsergebnisse zum Bauen mit Stroh. Im Fokus steht das Projekt »Lastabtragender Strohballenbau für landwirtschaftliche Nutzbauwerke und Wohngebäude« (kurz: »LaStrohBau«), welches unter Federführung der Professur Modellierung und Simulation - Konstruktion, Fakultät Bauingenieurwesen, in Kooperation mit der Materialforschungs- und Prüfanstalt (MFPA) Weimar sowie dem Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. und weiteren assoziierten Partnern durchgeführt wird. Ziel des Kooperationsvorhabens ist es, statisch-konstruktive und bauphysikalische Grundlagen für die Bemessung und Nachweisführung von lasttragendem Strohballenmauerwerk zu erarbeiten.

»Bislang sind Strohballen lediglich als Wärmedämmstoff zugelassen«, weiß Projektleiter Prof. Dr. Guido Morgenthal von der Bauhaus-Universität Weimar. »Die Verwendung von Strohballen als lasttragendes Bauteil ist in der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung explizit ausgeschlossen. Damit Stroh zum Lastabtrag innerhalb eines Gebäudes herangezogen werden kann, muss eine Zustimmung im Einzelfall eingeholt werden.« Ausgehend von experimentellen Untersuchungen soll der Baustoff Stroh daher hinsichtlich statisch-konstruktiver Eigenschaften klassifiziert werden, wobei Mindestanforderungen an Verdichtungsgrade, Feuchtigkeitsgehalt, Zusammensetzung etc. festgelegt werden.

Die Tagung ist eine Kooperationsveranstaltung des Fachverbandes für Strohballenbau (FASBA e.V.), der Bauhaus-Universität Weimar, der MFPA Weimar und Z·Architektur GbR, Weimar. Die Fachtagung wird vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, dem Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, der Architektenkammer Thüringen und CLAYTEC GmbH & Co. KG unterstützt. Neben den fachlichen Inhalten haben die »StrohBallenBauTage« einen starken Netzwerkcharakter. Laborbesichtigungen, ein angeleitetes Talk-Café sowie der Besuch des Strohhaus Weimar, welches 2022 mit dem Architekturpreis Thüringen ausgezeichnet wurde, runden das vielfältige Programm ab.

Weitere Informationen: www.uni-weimar.de


Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2023

StrohBallenBauTage

Nun sind sie schon vorbei, die StrohBallenBauTage, die Mitte September an der Bauhaus-Universität Weimar stattfanden. Dennoch soll hier der Hinweis auf die Fachtagung gemacht werden, die in...

mehr
Ausgabe 04/2015

Fünfgeschosser aus Holz und Stroh NZNB in Verden

Ausgerechnet Verden – der Kleinstadt südöstlich von Bremen haftet auf den ersten Blick nichts übermäßig Alternatives an. Der Bahnhof schmucklos, die Straße in Richtung ehemaliger Britischer...

mehr
Ausgabe 12/2021

Warme Halme

Die Benediktinerabtei Plankstetten, gegründet 1129, stellt mit ihrer romanischen Kirche und der barocken Klosteranlage ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung dar. Im Kloster selbst betreiben die...

mehr
Ausgabe 05/2019

Neues Bauhaus-Museum, Weimar

Im April 2019 eröffnete die Klassik Stiftung Weimar das neue Bauhaus-Museum in Weimar. Es ist dem frühen Bauhaus gewidmet, das 1919 in Weimar gegründet wurde und bis 1925 in der Stadt ansässig...

mehr

Buchrezension: Bauhaus Reisebuch. Weimar. Dessau. Berlin

Das Alter ist nicht entscheidend, Renaissance und Barock beispielsweise beweisen – als Stilepochen aufgefasst – das Gegenteil. Überhaupt scheint eine ganz andere Formulierung das Phänomen Bauhaus...

mehr