Abwesend/Anwesend
Der Fotograf ist abwesend. So ein Texttitel in dem hier vorliegenden, großen Querformat, das eine Fotoarbeit zeigt, die trotz aller Abwesenheit des Künstler etwas sehr Präsentes zum Ausdruck bringt: Ansichten aus dem Inneren der Neuen Nationalgalerie, Montagen digitaler Fotodateien, deren Zahl mit rund 3 Mio. angegeben wird. 3 Mio. Aufnahmen in fünf Jahren Grundinstandsetzungsarbeiten, aus vier im Zentrum von der Decke abgehängten, orthogonal zueinanderstehenden Kameras, die computergesteuert und -überwacht ihre Arbeit bis zum Defekt erledigten: zuviele Auslösungen.
Diese Dateien dann mit gigantischer Rechnerleis-tung über Monate zu Bildern zu fügen, erfordert die Anwesenheit des Fotografen. Dass hieraus Bilder entstanden sind, die uns die Museumsikone auf dem Berliner Kulturforum noch einmal ganz anders zeigen, macht den Wert der Arbeit aus: geheimnisvoll, irritierend, melancholisch, immer höchst detailliert und immer sehr fremd. So wie der abwesende Fotograf uns das Bauwerk zeigt, werden wir es niemals ohne seine Bilder sehen können.
Ein kongenialer Begleiter einer einmalig schönen Architektur. Man muss hoffen, das Haus kauft ein paar dieser Bilderwerke an! Be. K.