„Architekt und Krankenhaus“
wörner traxler richter, Frankfurt. a. M., zum Thema „Gesundheitsbauten“

Als Architekt für Krankenhausplanung zu arbeiten ist wahrscheinlich nicht das erklärte Berufsziel junger Hochschulabgänger einschlägig renommierter Architekturhochschulen, gelten doch Krankenhäuser nicht unbedingt als Orte sensibler baukultureller Gestaltung. Die häufig komplexen Anlagen scheinen in langen Jahren planlos gewachsen zu sein und enormen funktionalen Zwängen zu unterliegen und auf den ersten Blick eher eine Aufgabe für Betriebsplaner zu sein, einer Berufsgruppe, die Arbeitsabläufe untersucht, optimiert und auf in eine räumliche Struktur überträgt. Also nichts für engagierte Baumeister, bestenfalls für die Pragmatiker unter ihnen.

Aber: Das Gegenteil ist der Fall. Dass sich nur eine Handvoll stark aufgestellter Architekturbüros den Markt Bauen im Gesundheitswesen aufteilen und die vielen EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerbe auf diesem Gebiet unter sich ausmachen ist nicht ein Zeichen von Desinteresse gegenüber der Aufgabe, sondern hat mit den hohen planerischen und technischen Voraussetzungen zu tun, ohne die ein Büro, das sich auf diesem Feld wirklich nachhaltig behaupten will, nicht auskommen kann.

Auf diesem Spezialgebiet der Architektur kann nur der erfolgreich arbeiten, der es schafft, Erkenntnisse zu den Parametern Raum, Positionierung, Orientierung, Form, Funktion, Erscheinung, Lesbarkeit, Bezugnahme, Ökologie und Wirtschaftlichkeit sowie gesellschaftlicher Wandel und soziologische Strömungen in seinen Bau einfließen zu lassen, das städtebauliche Handwerk beherrscht und psychologische Betrachtungen angestellt hat.

Man mag anzweifeln, dass die Forderung nach dieser Expertise gerechtfertigt ist, aber ein so nicht trainiertes Büro wird – selbst nach erfolgreich durchlaufenem Wettbewerbsverfahren den Bau eines Krankenhauses so gut wie niemals erfolgreich realisieren können. Dazu kommt, dass für derart komplexe und umfangreiche Projekte es ein Team von Fachleuten braucht, um alles notwendige Wissen aus den verschiedenen Bereichen zu versammeln.

Krankenhausplaner wissen um die wichtigen politischen Prozesse bei der Auftragsvergabe und Planung. Sie denken in Form von Zielplanungen strategisch mit, weil eine öffentliche Bauherrschaft städtebauliche Projekte dieser Größenordnung selten in einer einzigen Vergabe stemmen kann.

Und: Die Krankenhausplanung unterliegt ständigem Wandel. Sie muss fähig sein auf den stetigen Kostendruck im Gesundheitswesen regieren zu können. Sie muss wesentlich flexibler sein als die Planung anderer Bauten, z. B. werden hier von Anfang an Primär-, Sekun­där- und Tertiärstrukturen getrennt, um im Laufe weiterer Entwicklungen auch mal ein ganzes Geschoss mit Bettenstationen einem Behandlungs- oder dem Bürotrakt zuschlagen zu können.

Viele von Architekten gestaltbare Aspekte des Krankenhauses prägen das Wohlbefinden derjenigen, die dort gesund werden wollen; derjenigen, die dort beistehen wollen, aber auch der Menschen, die in der Umgebung dieser zumeist stadtgestalterisch prägenden Häuser leben. Dieses im Blick unternimmt unser Büro stetig Ausflüge in andere Architekturwelten, denn die Konzentration auf die so vielen Zwängen unterliegende Bauaufgabe Krankenhaus soll unseren Horizont nicht verengen. Diese Ausflüge in den Instituts-, Wohn- und Kulturbau entspannen und inspirieren uns bzw. setzen neu Kräfte in uns frei.

Das Krankenhaus mit seinen vielfältigen siedlungsaffinen Nutzungen bildet regelhaft ein wichtiges und umfangreiches Quartier in der Stadt, dessen städtebauliche und hochbauliche Gestaltung in der Hand von guten Architekten liegen sollte. Die Zurückhaltung von engagierten Teilen der Architektenschaft dem Thema gegenüber führte in der Vergangenheit zu Qualitätsverlusten und in der Konsequenz zu einer negativen öffentlichen Wahrnehmung dieser häufig riesigen Baumaßnahmen. Und im Ergebnis selten zu guten Umsetzungsbeispielen und zur erneuten Abwendung junger Architek­ten von dieser Bauaufgabe. Diesen Kreis zu durchbrechen und mit qualitätvoller Architektur einen Selbstbeschleunigungsprozess in der Steigerung von Wahrnehmung, Interesse und Wertschätzung zu er­reichen ist unser Anliegen.

Die Architekten

Petra Wörner, 1957 in Karlsruhe, Stefan Traxler, 1958 in Frankfurt am Main und Martin Richter, 1964 in Kiel geboren, sind Architekten BDA. Sie führen das Büro wörner traxler richter (ehemals woernerundpartner) gemeinsam in 2. Generation. Sie sind Partner, Gesellschafter und Geschäftsführer in Personalunion. U. a. mit einer Publikation zum Thema Krankenhausbau: Einfach Architektur. Niggli 2011.

www.wtr-architekten.de

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