Bachelor, Master oder was ganz anderes
Kammern beklagen die Architektenausbildung, Studierende und Lehrende protestieren
Die Vertreterversammlung der Bayerischen Architektenkammer hat sich in ihrer Herbstsitzung am 27. November der Auffassung der Bundesarchitektenkammer (BAK) angeschlossen, wonach der Bologna-Prozess dringend reformiert werden muss, da das Niveau und die Qualität der Berufsabschlüsse seit der Hochschulreform dramatisch gesunken sind. „Mit einer sechssemestrigen Architektenausbildung ist niemandem geholfen. Das müssen die Hochschulen wie auch die Bundesländer, in deren Verantwortung die Bildung liegt, endlich einsehen“, betont Prof. Arno Sighart Schmid, Präsident der Bundesarchitektenkammer, die fordert, die Mindestausbildungszeit schrittweise auf zehn Semester zu erhöhen. Momentan werde das Problem auf dem Rücken der Architekturstudenten ausgetragen, die nach sechs Semestern über keinen in die Architektenliste eintragungsfähigen Ausbildungsabschluss verfügen. In 24 der 27 EU-Mitgliedstaaten ist die mindestens zehnsemestrige Ausbildung für künftige Architekten verbindlich vorgeschrieben.
Gleiches ist von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz zu hören: „Es kann nicht sein, dass Absolventen eines Architekturstudiums nicht berufsqualifiziert sind“, mahnt Stefan Musil, Präsident der Architektenkammer. Gerade die internationalen Richtlinien sprechen daher eine deutliche Sprache. Ein sechssemestriges Bachelorstudium, so Musil, schließe die Absolventen nicht nur vom heimischen Arbeitsmarkt aus, sondern gerade auch vom internationalen. Dies ist umso unverständlicher, als die in Deutschland bis zum Bologna-Prozess in Diplomstudiengängen ausgebildeten Architekten einerseits europaweit aufgrund ihrer umfassenden, guten Ausbildung geschätzte Fachleute waren, andererseits die Reform zur Internationalisierung der Abschlüsse hätte beitragen sollen.
Die verfahrene und völlig desolate Studiumssituation, die sich seit der verzweifelt kurzsichtigen Einführung von Studiengebühren für viele Studierende extrem verschärft hat, hat zum Bildungsstreik an vielen Hochschulen Deutschlands geführt, auch zahlreiche Architekturfakultäten waren in die Proteste involviert. Speziell auf deren Anliegen reagierte bisher allein Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann, der neben ein paar Selbstverständlichkeiten – die Qualität muss steigen – auch den 8-semestrigen Bachelorstudiengang einführen möchte; aber kann er das? Die Kollegen aus Köln formulieren dagegen radikaler in ihrer „Kölner Erklärung“, die ein besonders scharfes Licht auf die derzeitige Ausbildungssituation und die so genannte Bildungsreform wirft. Be. K.