Besucherzentrum und Stelzenbrücke, Mont Saint Michel/FR

Der Mont Saint Michel zählt mit seinen jährlich rund 2,5 Mio. Besuchern zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern Frankreichs. Bislang war der gut 70 m hohe, klerikale Inselberg im Westen der Normandie über einen 1,5 km langen Erddamm mit dem Festland verbunden. Aufgrund natürlicher Ablagerungen versandete die ganze Bucht und der Mönchsberg wurde selbst bei hohen Springfluten nicht mehr vom Meer umschlossen. Ab 2005 wurden Pläne entwickelt, dem Mont Saint Michel seine maritime Umgebung zurückzugeben. Man beschloss, den bestehenden Damm abzutragen und durch eine lang gestreckte Stelzenbrücke zu ersetzen. In den kommenden Jahren sollen größere Wattflächen zwischen Insel und Festland weggebaggert werden. Im vergangenen Herbst wurden die Besucherströme neu organisiert und auf dem Festland ein Parkplatz für 4 100 Fahrzeuge in Betrieb genommen. Ergänzt wurde dieser durch ein Besucherzentrum, welches von dem Pariser Architekten Luc Weizman stammt. Der längliche Bau ist eine Glasfassadenkonstruktion, welche das Dach mit einschließt und die außen eine horizontale Eichenholzlattung als Sonnenschutz aufweist. Direkt daneben befindet sich der Betriebshof der Inselverwaltung. Dieser ist durch eine umlaufende Natursteinmauer gefasst und so von dem angrenzenden, öffentlichen Landschaftspark separiert. Nach innen wurden an die rund 3 m hohe Mauer traufständige Fahrzeughallen angefügt. Auch die eingeweihte, stählerne, gut 2 m hohe Stelzenbrücke ist von Weizman. Sie besteht aus einer zahllosen Aneinanderreihung von Mittelfeldträgern, die immer einen kürzeren und einen längeren Kragarm besitzen und mit Eichenholz beplankt sind. Diese Flächen dienen als Gehwege (ein breiter zum Flanieren), während das mittlere Feld als Fahrbahn für die Pendelbusse und für den Anlieferverkehr mit Betonfertigteilplatten belegt wurden.
Bei der Brückeneinweihung zeigten die Planer sich zuversichtlich, dass bis 2020 auch alle weiteren Arbeiten fertig gestellt sind, und so bei Flut der Mont Saint Michel wieder eine echte Insel ist.
Robert Mehl, Aachen

x

Thematisch passende Artikel:

Herausforderungen für Brückenbauer

Vortrag über die neue Brücke zum Mont St. Michel am 9. Juli 2009, Frankfurt/Main

Im Rahmen der Vortragsreihe „Herausforderungen für Ingenieure“, die der Fachbereichs 1: Architektur - Bauingenieurwesen - Geomatik der Fachhochschule Frankfurt am Main - University of Applied...

mehr

dietmar feichtinger: wege und orte 15

Brückenprojekte des österreichischen Architekten im aut. architektur und tirol, Innsbruck, noch bis 21. September 2013

Die Passerelle Simone de Beauvoir – die aktuellste Brücke von Paris, die über der Seine ein komplexes Raumgefüge und Wegenetz aufspannt –, die Dreiländerbrücke zwischen Weil am Rhein und...

mehr
Ausgabe 04/2024 Ort für Begegnung

Besucherzentrum Edersee, Edertal

Der Edersee nahe der nordhessischen Stadt Waldeck ist mit fast 200 Millionen Kubikmetern Fassungsvermögen der drittgrößte (bezogen auf die Wasseroberfläche sogar der zweitgrößte) Stausee in...

mehr
Ausgabe 10/2008

Mythen werden wahr Ein grünes Pyramidenprojekt für eine Millionen Menschen

Vor Tagen schoben mich Besuchermassen durch das Pergamonmuseum in Berlin, und ich sah mir die große Babylon-Schau an. Wunderte mich über das rege Publikumsinteresse, darüber, was denn Menschen...

mehr

Die 23 Besten in/aus Deutschland

Das DAM in Frankfurt zeichnet aus und stellt aus und publiziert das Ganze im Deutschen Architektur Jahrbuch 2010/11

Tendenzen aktueller Architektur in Deutschland Haben die Debatten um die Rekonstruktion verlorener historischer Bauten in Deutschland eine neue Architekturtendenz ausgelöst? Grob überschlagen gut...

mehr