Dachaufstockungen bieten Potential für Städte
www.bbsr.bund.de, Stichwort „Dachausbauten“
In den 1980er-Jahren gab es das schon: öffentliche Födermittel für den Dachausbau. Mit der virulenten Diskussion um die nachhaltige Beschleunigung innerstädtischen Wohnungsbaus kommt diese Idee nun wieder auf den Tisch: Mit Dachausbauten mehr Wohnraum schaffen, das untersuchte eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung BBSR, in welcher gezeigt werden soll, wie sich Potentiale im Bestand heben lassen. Mit Dachaufstockungen und Dachausbauten, so die Experten, könnten angespannte Wohnungsmärkte entlastet werden. Die Bundesbauministerin Barbara Hendricks kommentiert das so: „Mit einer maßvollen Verdichtung in den gefragten Innenstadtlagen können neue Wohnungen entstehen, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln.“ Die Frau ist ja auch für den Umweltschutz da.
Dass der Dachausbau mehr ist als eine bloße Vision, zeigen schon die vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Halbjahreszahlen zu den erteilten Baugenehmigungen. Sie belegen, dass die Bau- und Immobilienwirtschaft diese Potentiale erkannt hat: Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist die Zahl der Baugenehmigungen für Dachausbauten, Dachaufstockungen und Umwandlungen um 46 Prozent gestiegen.
Vor allem die Wohnungsbestände der 1950er- bis 1970er-Jahre bieten, so die Studie, gute Voraussetzungen für den Ausbau, weil diese ohnehin einen großen Sanierungsbedarf aufweisen und im Zuge der anstehenden Modernisierung Dachausbaumöglichkeiten geprüft werden können. Positive Effekte für den Wohnungsmarkt, das ist der Studie auch zu entnehmen, werden dadurch erzielt, dass die künftigen Nutzer auch preiswertere Bestandswohnungen frei machen. Um dann in die teureren Hochlagen umzuziehen. Für den Höhenflug in und über die Dächer spricht auch, dass in Quartieren mit schwierig umzusetzender Nachverdichtung Dachaufstockungen und Dachausbauten oftmals die einzige Möglichkeit darstellen, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Daher ist die Erfassung der Potentiale durch die Kommune bedeutsam, um die Relevanz von Dachausbauten und Dachaufstockungen für die Wohnraumversorgung deutlicher werden zu lassen. „Wir heben bisher nur einen Bruchteil der Potentiale, die Dachaufstockungen und Dachausbauten bieten“, so BBSR-Direktor Harald Herrmann. „Auf Baumaßnahmen im Bestand entfallen derzeit maximal zehn Prozent an allen fertiggestellten Wohnungen in Deutschland.“
Um die Baukosten zu reduzieren, empfehlen die Wissenschaftler, dass die Kommunen ihre planerischen Ermessensspielräume nutzen und kostentreibende Auflagen in einem angemessenen Maß reduzieren. Dies entspricht auch den Forderungen des Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen, das Bundesbauministerin Hendricks ins Leben gerufen hat. Da Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden mit erheblichen Belas-tungen für Bewohner und Nachbarn einher-
gingen, gelte es zudem, stärker für die Akzeptanz der Baumaßnahmen schon weit im Vorfeld zu werben.