Durchaus polemisch
Was würden wir bloß ohne Streitschriften, ohne Polemiken, ohne Texte machen, die ein „J’accuse“ sind?! Von Émile Zola über Adolf Loos, Günther Moewes bis zu Daniel Fuhrhop mit seinem „Verbietet das Bauen“ gab es und wird es geben AutorInnen, die sich gegen die Trägheit des Zeitgeistes auflehnen und deutliche Worte benutzen. Weil das längst Gesagte und Erkannte nicht durchdringen will. Günther Moewes veröffentlichte 1995 Texte dieser Art, nun sind sie wieder lesbar, es gibt eine Wiederauflage bei nomen in Frankfurt a. M.
Nun sind die Texte nicht neu, auch das Vorwort zur 2. Auflage erklärt nicht, warum die Texte wieder hervorgeholt werden, es muss das auch nicht, denn das „Warum“ beantwortet der Blick auf das „Warum immer noch nicht?!“ Vor 25 Jahren war der Begriff „Klimawandel“ einer, der allein die Wissenschaft zu beschäftigen hatte, heute ist er ins Bewusstsein eines jeden denkenden Menschen eingedrungen. Aber diese Bewusstseinserweiterung, die auch Angst macht, reicht offensichtlich nicht, noch immer sind die „Limits to Growth“ (Club of Rome, 1972) von Politikseite nicht akzeptiert, Wachstum ist immer noch der Garant für ein besseres, ein rundum abgesichertes Leben.
Welche Mechanismen hier wie greifen und wie die Bauwirtschaft in diesem System wirksam ist, das beschreibt der „auch mal Architekt gewesene“ Moewes seit vielen Jahrzehnten. Seine klugen, aber eben auch zu Streit anregenden Texte sollten jetzt, heute, wiedergelesen werden. Denn manchmal ahnt man, dass mit unserem Wirtschaften etwas nicht stimmen kann, Moewes sagt uns – durchaus auch polemisch –, was es ist. Pflichtlektüre! Be. K.