Entschieden: „Ehemaliges Quelle Areal“
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Die Gesellschaft und damit die Wirtschaftsstrukturen verändern sich rasant; oder ist es umgekehrt? Wie auch immer, nicht nur die Verwandlung der Bundesbahn vom robusten Personen- und Gütertransporteur hin zum nervös agierenden und also anfälligen Hochgeschwindigkeitskommunikationsdienst­leister hat den Kommunen innerstädtische 1A-Lagen zurückgege­ben, wo einst die Schwerindustrie oder militärische Einrichtungen oder heute ins Ausland verlegte Produktionen oder auf die Bundesautobahnen translozierte Distributionsflächen Raum beanspruchten. Investorenträume, wären hier nicht oft auch aufmerksame Bürger, die sich für ihre Stadt günstigen Wohnraum, Kultur- und Bildungsangebote, soziale und gewerbliche Durchmischung vorstellen können.

In Fürth, genauer, im suburbanen Niemandsland zwischen Fürth und Nürnberg, ist nun der Fall eingetreten, dass mit dem Zusammenbruch einer Traditionsfirma (Quelle Versandhaus) Flächen nicht mehr gebraucht werden. Parkplätze in erster Linie, aber auch ein Gebäudekomplex, der unter Denkmalschutz steht: Das Quelle-Versandhaus (1954-1967), ein Stahlbetonskelettbau von Ernst Neufert mit einer Bandfassade aus Hartbrandstein und Einfachverglasung. Entlang der Fürther Straße sollte der Neubau ein Versandzentrum mit einem die Längsentwicklung abschließenden Kaufhaus werden (das wurde nicht realisiert). 250 000 m² bietet der Industriebau mit Verwaltungseinheiten, eine Fläche, für welche sich ein möglicher Investor, die ECE Hamburg, ein Hotel, ein Kongress­zentrum, eine Schule und Einzelhandel vorstellt. Platz für 4 000 Parkplätze sind ebenfalls im Gespräch, Flächen, die dann draußen für andere Nutzungen frei werden.

Und weil die Stadt Nürnberg um das Potential des Geländes rund um den Neufert weiß, und weil man die Chance nutzen wollte, den Nürnberger Westen aufzuwerten – hier ist die Arbeitslosenquote stadtweit am höch­sten, die Quote der Haushalte mit Migrations­hintergrund liegt bei über 50 Prozent – wurde für das 6,4 Hektar große Quelle-Areal im April 2011 ein geladener Architekten- und Ideenwettbewerb „Ehemaliges Quelle Areal“ ausgelobt und Ende 2011 entschieden. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Christiane Thalgott kürte den gemeinsamen Entwurf dreier Büros aus Erlangen, Emskirchen und Fürth zum Sieger und empfahl der Stadt Nürnberg, ihn zur Grundlage der Entwicklungsplanung zu machen. Die Arbeitsgemein­schaft Rössner & Waldmann Architek­ten, Erlangen, sowie Franke & Messmer Architekten, Emskirchen und das Fürther Landschaftsarchitektenbüro Tautorat verhandelten am geschicktesten die schier unlösbare Aufgabe, einen 1,3 ha großen Park, rund 450 neue Wohnun­gen und eine Verkehrserschließung für das einstige Versandhaus harmonisch zusammen zu führen; eine Aufgabe, die aus Sicht der Juryvorsitzenden „so schwierig [war], wie karierte Maiglöckchen zu entwerfen.“

Von dem natürlicherweise noch recht allgemein gehaltenen Vorschlag des Siegerteams ausgehend, kann man noch nicht sagen, ob das im Enwurf genannte „Quartier Q“, also das ehemalige Quelle-Versandhaus, in seiner Substanz erhalten bleiben kann, oder ob die Nutzungsanforderungen hier einem Industriebau den Garaus machen werden. Verkehrsberuhigung und Grünflächen ringsum sind ja wünschenswert, Harmonisierung des Bestandes durch Ergänzungen und Neuordnung ebenfalls, doch ob die notwendige Umnutzung des Neufert-Baus überhaupt und wie im Detail zu leisten ist, das bleibt die große Frage am Ende dieses ersten, aber sicherlich recht zeitig durchgeführten Wett­bewerbs.


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