Quelle-Areal, Chancen und (Un)Möglichkeiten
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Nürnberg hat schöne wie hässlichen Seiten. Das ist bei jeder Stadt so. Eine zumindest nicht gerade schöne Seite ist die Fürther Straße, eine Bundesstraße, die zur Rushhour verstopft ist und teils straßenschluchtengrau erscheint. Hier, im Stadtteil Eberhardshof im Westen der Stadt steht seit mehr als einem halben Jahrhundert das Quelle Versandzentrum. In Auftrag gegeben vom Quelle-Gründer Gustav Schickedanz wurde, wo sich später auch andere mittelständische
Industrieunternehmen niederließen, vom Architekten Ernst Neufert eine gigantische Kiste abgestellt. Die hinter einem chromledergelbem Klinkerkleid heute Denkmalstatus hat. Mit Recht, ist die Distributionsmaschine doch immer noch Ausdruck von Zweckmäßigkeit und Leis-tungskraft, die sich beide aus dem Normendenken ihres Architekten ergaben: Das stringente logistische Konzept, das sich abbildet in zentralen wie peripheren Förderanlagen, griff nicht nur auf die Raumgestaltung, sondern ebenfalls auf die der Fassade über. Die beinahe umlaufenden Fensterbänder – die Front zur Fürther Straße misst etwa 250 m – sollten den Warenfluss innen nach außen hin abbilden.

Heute steht das Logistikzentrum seit der Insolvenz der Quelle AG 2009 beinahe leer. Zwar an der Peripherie der historischen Stadt, steht der Bau mit insgesamt 255 000 m² Nutzfläche auf einem kompletten Wohnblock, wie er sich in der Nachbarschaft abbildet. Es gab einen Architektenwettbewerb, es gab Workshops, es gibt mit Sonae Sierra einen optionalen Investor. Der sich allerdings bedeckt hält was mögliche Investitionen/Nutzungen angeht, im Gerede ist die für solche Größen übliche Gemengelage Wohnen/Gastronomie/Shoppen.

Es gab seitens der Landesregierung schon den Vorschlag, Teile des Neufert-Baus abzureißen und so Platz für Investoren zu schaffen, die mit dem Bestand nicht klar kommen (wollen). Es gibt seitens einer Künstler-/Architekten-/Designerszene den Versuch, hier eine „Stadt in der Stadt“ zu realisieren. Damit hätte die Stadt Nürnberg mit dem denkmalgeschützten Ensemble eine großartige Chance, städtebaulich architektonisches Neuland zu betreten. Einerseits, was zukunfts­orientierte und kleinteilig angelegte Nutzungsdurchmischungen angeht. Andererseits, endlich einmal das Bauen im (noch hervorragend erhaltenen) Bestand so zu realisieren, wie er im ganz Kleinen irgendwo drinnen im ganz Großen ja schon gelebt wird. Nur Mut, liebe Nürnberger! Be. K.

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