Forschungsprojekt RE4 – bauen mit Altholz

Im Berliner Büro ZRS arbeiten ArchitektInnen und BauingenieurInnen gemeinsam an Gebäuden aus natürlichen Baustoffen, der Baustoffentwicklung und -prüfung sowie an Forschungsprojekten. Im Rahmen des EU-Forschungsvorhabens RE4 zum kreislaufgerechten Bauen erforschten ZRS Architekten Ingenieure, wie ein siebengeschossiges Wohngebäude aus wiederverwendeten Bauteilen und recycelten Materialien errichtet werden kann. Die Architektin Andrea Klinge etablierte die Forschungsabteilung bei ZRS Architekten und leitete das EU-Forschungsvorhaben RE4. An dem internationalen Forschungsvorhaben waren 13 Partner aus Wissenschaft und Industrie beteiligt – unter anderem Maschinenhersteller sowie Baustoff- und Fertigteilhersteller. Das Büro ZRS Architekten Ingenieure fokussierte sich auf die Wiederverwendung und den Einsatz von natürlichen Baustoffen wie Altholz und lieferte den technischen Nachweis, dass RC Lehmbaustoffe aus mineralischen Rezyklaten hergestellt werden können. Die Recyclingquote der entwickelten Baustoffe lag im Schnitt bei 80 %, der Entwurf ermöglicht den zerstörungsfreien Rückbau aller Bauteile. Beide Aspekte zeigen, wie CO₂-Emissionen im Bausektor signifikant reduziert werden können. Der Machbarkeitsnachweis wurde durch den Bau von zweigeschossigen Prototypen erbracht.

Aus Zeit- und Kostengründen wird Altholz standardmäßig in der Altholzkategorie 4 eingestuft und darf damit nur der thermischen Verwertung zugeführt werden. Zusammen mit den Inge­nieurInnen unter der Leitung von Christof Ziegert und Uwe Seiler wurde ein Weg aufgezeigt, wie diese Materialen zurück in den Kreislauf geführt werden können. In Berlin-Neukölln konnte Altholz aus einem Dachstuhl geborgen und in der Materialprüfanstalt in Eberswalde untersucht werden. Die Untersuchung ergab, dass man das unbehandelte Holz wie Frischholz weiterverarbeiten kann. Bei einer anderen Baustelle stellte sich heraus, dass Holzschutzmittel über ein Tauchverfahren 3 mm tief eingedrungen waren. Nachdem man 5  mm der Oberfläche entfernt hatte, konnten die verbleibenden Querschnitte schadstofffrei weiterverwendet werden. Aus dem aufbereiteten Altholz konnte ein nichtlastabtragendes Holzfassadenelement gebaut werden.

Eine andere Herausforderung bei der Aufbereitung sind potenzielle Metalleinschlüsse, wie nicht sichtbare Nägel. Die Frischholzsortierung gibt Lösungsansätze – Astlöcher werden markiert, sortiert und ausgefräst. Einen solchen Prozess müsste man auf das Entfernen von metallischen Verunreinigungen übertragen. So Andrea Klinge „Das Problem ist, dass Frischholz, aber auch die Entsorgungskosten, so günstig sind, dass sich niemand Gedanken darum macht, Altholz wiederzuverwenden. In 30 – 40 Jahren könnte uns dieses Holz fehlen, denn die Holzbauquote steigt und das Wiederverwenden von Althölzern wird bald notwendig. Es müssen industrielle Prozesse entwickelt werden, z. B. mit EU Fördermitteln.“

Forschungsprojekt:

RE4, ZRS A +I, Berlin

www.zrs.berlin

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