„Holzbau ist
unsere Kernkompetenz“
Ihm eilt ein Ruf voraus: Er ist ein Architekt, der sich mit Leidenschaft dem Holzbau widmet. Einer, der Materialität und Sinnlichkeit, Oberflächen, die Art der Fügung, die handwerkliche Verarbeitung und die Ordnung, die sich aus der Anwendung moderner Bauweisen ergibt, mit der Gestaltung vereint. Einer, dem die Detailarbeit wichtig ist und, wie kann es anders sein, den engen Dialog mit Fachplanern und Spezialisten einfordert. Gemeint ist unser Heftpate Frank Lattke, Architekt in Augsburg, mit dem wir das Heftthema Holz vertieft haben.
„Wir sind von unserer Denkweise sehr stark konstruktiv unterwegs. Der Holzbau diszipliniert beim Entwerfen, da ist nicht alles möglich. Man kann unglaublich viel mit Holz machen, alles irgendwie hin- und verbiegen“, so Frank Lattke. Und weiter: „Was man alles in der Werkstatt mit Fünffachfräsern und großen Werkzeugen bearbeiten kann, realisiert man erst, wenn man in die Werkstatt geht und sieht, wie das funktioniert. Oder mit Spezialisten zusammenarbeitet, die sich da auskennen. Das heißt in der Konsequenz auch, dass je mehr ich von der Baustelle in die Werkstatt holen kann, ich umso mehr Qualität erreiche, weil da die Qualitätsüber-wachung greift. Werkstätten sind mit der digitalisierten Planung sehr weit und da sind wir auch ganz nah am Thema BIM. Im Holzbau können wir das sehr schön festmachen.“
„Es gibt eine zentrale Frage, die uns wirklich beschäftigt: Wer zeichnet eigentlich was? Das ist im Moment eine unbeantwortete Frage. Zum Beispiel beinhaltet ein Stück Wand ganz viele Informationen. Wer ist im Planungsprozess dafür verantwortlich? Der Architekt, der Ingenieur, der Tragwerksplaner, der TGA-Ingenieur, die ausführende Firma, die das in ihre Werkstattplanung einzeichnet? In welcher Präzision muss es dargestellt sein? Wir kommen in der Komplexität der Architektur heute immer mehr an einen Punkt, an dem wir nicht genau wissen, wer die Verantwortung übernimmt – meistens keiner – und wer die Dinge definiert. Die Architektur zu entwerfen mit ein paar flotten Strichen ist das eine, aber dann habe ich eine Brandschutzdurchführung, egal welche Bauweise, und dann habe ich da noch eine Lüftung drin und eine Brandschutzklappe, die definiert sein muss. Aber mit welcher Zulassung!? Und dann hat sie keine und und und ... Diese Komplexität muss man einfach besser beherrschen.“
„Wir haben uns in unserer Arbeit darauf eingestellt. Zuerst kommt die Planung, dann kommt die Ausschreibung und dann wird gebaut. Und nicht: Wir machen Architektur und dann die Ausschreibung, dann planen wir und dann wird gebaut. Und dann planen wir noch mal, und wenn es gebaut ist, sind wir mit dem Planen immer noch nicht fertig. Wir planen in der Ausführungsplanung komplett durch, wozu uns die Systematik der Vorfertigung schon zwingt. Denn es muss alles definiert sein, sonst kann nicht gefertigt werden. Das ist für uns extrem angenehm, denn wir können das machen, was wir wirklich gerne machen, das Planen.“
Frank Lattkes Anspruch an das Planen und Bauen mit Holz stellen wir in diesem Heft mit gemeinsam ausgesuchten Projekten ab Seite 22 vor. BF