In Zukunft nur noch einhändig
Vielteiliges Museumszentrum in Köln eröffnet; endlich

Sie würden es noch einmal machen, das Projekt, so Uli Schneider und Heiner Sendelbach in einem Interview aus dem Sommer; doch, trotz all der Schwierigkeiten würden sie es noch einmal angehen wollen. 14 Jahre hat es bis zur Eröffnung im Oktober gebraucht, vierzehn Jahre Planung und Neuplanung und wieder Neuplanung. Und Anfeindungen gab es, Quer­schüsse. Nachträge, Mängellisten, Kostenüberschreitung, Kompetenzgerangel. Kölner Klüngel?

Die Rede ist vom neuen Museumszentrum/Kulturzentrum/Rautenstrauch-Joest-Museum, der, um es einmal ganz platt zu schreiben, Füllung des berüchtigten „Kölner Loch“, das nach dem Abriss der Haubrich-Kunsthalle entstanden war. Am Rande des Neumarktes hätte es was werden können, doch es wurde nur in Teilen. Mal mit Konzertsaal im Keller, dann wieder ohne, schließlich mit Tiefgarage, die ein Investor zwecks Rahmenfinanzierung erwerben und bauen durfte; und nun vermietet. Die Garage ist das Fundament für die rund 20 000 m² großen Kunstsammlungen oben drüber: das Rautenstrauch-Joest-Museum/Kulturen der Welt, die Erweiterung des Museum Schnütgen/Kunst des Mittelalters, Flächen für Sonderausstellungen, ein Multifunktionssaal, das Junior Museum, der Museumsdienst der Stadt Köln und die Museumsbibliotheken.

Untergebracht in drei Gebäudescheiben und einen Glas­annex, bietet das mit sehr viel handgeformtem Klinker bekleidete Volumen edle Aus­stellungsräume, ein beeindruckendes Foyer, höchst komprimiertes Ausstellungsgut (Atelier Brückner, Stuttgart) in eigentlich luftig weiten Sälen und einige schöne Blickachsen, Perspektiven. 66,7 Mio. € kostete der „Kulturkomplex“ in zentraler Randlage, 37 Mio. € kommen von der Stadt, 20 Mio. € vom Land.

Das nächste Kulturzentrum allerdings wür­den Schneider + Sendelbach nur noch mit einem Generalunternehmer machen, der sie selbst wären; denn was ein solch komplexes Projekt in einer kultur- und wirtschaftspolitischen Gemengelage bräuchte, wäre die eine Hand, aus welcher alles käme: Bauplanung, Ausstellungsarchitektur, Details, Materialien, Änderungsumsetzungen, Bauleitung … kurz und gut, außer dem Geld und den Exponaten: alles. Ob aber solches Wunschdenken jemals in der Baurealität ankommt? Be. K.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 02/2015

Werkstattverfahren zur Neuordnung der Museen am Kölner Dom www.stadt-koeln.de

Markante Einzelgebäude oder ein vernetzter Kulturkomplex – wie erneuert Köln seine renommierten, aber sanierungsbedürftigen Museen am Kölner Dom zu einem international beachteten Kulturquartier...

mehr

Islamisches Kulturzentrum Köln

Wir trafen den Architekten Paul Böhm in Köln zu einem Gespräch über auch seinen Kirchbau

Es wird noch gearbeitet am Islamischen Zentrum in Köln-Ehrenfeld. Hier ein bischen, dort ein wenig. Eher sieht es so aus, als würden die Handwerker auf etwas warten; vielleicht darauf, dass endlich...

mehr

Eine Kölner Tragödie

BDA-Montagsgespräch über den Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 23. März 2009, Köln

Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln hat Europa erschüttert. Zwei Menschen sind gestorben und ein Archiv von unschätzbarem kulturellem Wert ist fast völlig zerstört. Nicht nur die...

mehr
Ausgabe 03/2012

Strahlkraft für die Kultur Kulturwerft, Helsingør/DK

Im Rahmen des Projektes Kulturhafen Kronborg soll ein neues Kulturzentrum die Attraktivität der ehemaligen Helsingør Schiffswerft steigern. Neben dem Umbau der alten Werftgebäude durch AART...

mehr
Ausgabe 05/2017 Neubau Stadtarchiv Köln

Neubau Stadtarchiv, Köln. Grundsteinlegung www.waechter-architekten.de

Köln ist die Stadt mit den Löchern. Das zuletzt bekannteste, das „Kölner Loch“, stand einmal für den Absturz der städtischen Kulturpolitik. Heute steht in ihm am Neumarkt ein Museum. Die...

mehr