Jedem sein Opern-Desaster? Folgt Düsseldorf Köln?
Köln und Düsseldorf, die ewigen Rivalen, eint zumindest das eine: Sie haben eine Oper. Also jede Stadt hat eine. Während die Kölner schon seit Jahren die Sanierung ihres Musikhauses zu immer höheren Kosten probieren (aktuell rund 550 Mio. €), sind die Düsseldorfer erst jetzt dort angekommen, wo sie vielleicht schon vor gut 10 Jahren hätten sein können. Zwischen 2007 und 2008 wurde die Oper bereits für gut 30 Mio. € saniert, insbesondere die veraltete Bühnentechnik wurde auf einen neueren Stand gebracht.
Warum jetzt, nach dann doch relativ kurzer Zeit, wieder über die Oper an der Heinrich-Heine-Allee diskutiert wird, darüber kann man spekulieren. Vor allem die Klage über zu wenig Platz für eine ergänzende Nutzung des Hauses spielt eine Rolle. Erste Kostenschätzungen kommen auf 100 Mio. € für die Sanierung/Ergängung, das scheint aber die untere Budgetgrenze zu sein. Der Blick nach Köln – hier ist das Volumen allerdings auch ein anderes, die Sanierungsaufgaben sind wesentlich anspruchsvoller – macht offenbar aber nervös, viele Stadtmütter und -väter befürchten unübersichtliche Zustände, die allerdings auf Neubauseite auch nicht klarer sein müssen. Doch bevor eine Grundsatzentscheidung in diesem Jahr kommt – sicher nicht vor der Kommunalwahl am 13. September –, haben sich ein paar Büros aus der Düsseldorfer Architektenschaft schon mal in Stellung gebracht. Mit ersten Entwürfen, mit aufwendig gemachten Bildern, die sich festbrennen sollen im Bewusstsein: abschreibungsfähiges Invest in die nächste Zukunft.
Am Kreativwettstreit nehmen (bis jetzt) teil: HPP mit einem etwa 140 m hohen Turm am Hofgarten (Oper im Sockelbau, darüber Hotel, Büro, Wohnen), RKW mit einem umgedrehten, quergeschnittenen Bootsrumpf auf Terrassensockel im Medienhafen schräg gegenüber dem Landtag, und jetzt Jan Hinnerk Meyer und Hagen Lippe-Weißenfeld (Projektschmiede), deren Architektenprofil sie selbst wie folgt charakterisieren: Die Projektschmiede steht für die „Konzeption außergewöhnlicher Immobilien in städtischen 1A-Lagen“, für die „Vermittlung zueinander passender Nutzergemeinschaften aus Wirtschaft + Gesellschaft, Kunst + Kultur, Bildung + Wissenschaft“ sowie nicht zuletzt für die „Einbindung von Investoren/Family Offices, für die ‚Social Impact‘ kein Fremdwort ist“.
Die Social Impacter sehen ihren Vorschlag dort, wo seit Jahrzehnten der Kaufhof Am Wehrhahn steht. Noch, denn seit der Fusion von Kaufhof und Karstadt vor gut einem Jahr wird mit Recht darüber spektuliert, wie die beiden Kaufhäuser, die in Düsseldorf in einträchtiger, direkter Nachbarschaft stehen, sich als zwei getrennte Bauten halten. Und weil Karstadt – hier die österreichische Signa Holding – der Fusionstreiber war, wird Kaufhof eventuell seinen Standort aufgeben müssen?!
An der Oper läuft derweil der Spielbetrieb weiter. Die Stadt investiert unabhängig von der Neubau-Entscheidung Millionen Euro in dringend nötige Sanierungen. Der Opernbetrieb soll auch während Kernsanierung oder Neubau weiterlaufen, noch suchen die Opernbetreiber eine Ersatzspielstätte, über die dann noch entschieden werden muss.
Schade eigentlich, dass Köln und Düsseldorf nicht an einem gemeinsamen Opernprojekt gearbeitet haben; das hätte Synergien erzeugt, Kosten gespart und die beiden kleinen Metropolen am Rhein vielleicht ein Stückchen weiter zusammenrücken lassen. Chance vertan; aber weitere Kulturprojekte warten!
Zunächst die Frage: Wann kommt der Wettbewerb für den Neubau? Wann kommen Vorschläge, die sich auf den Bestand beziehen? Die drei, die geliefert haben, machen das leider gar nicht. Bis hier: Chance vertan. Be. K.