Luxusreise
„Old is new“, so der Titel des Buchs in einem mit Schlieren auf Schwarzgrau versehen Pappeinband. Das evoziert ein Versprechen auf etwas, das im Buch ganz anders gehalten wird. Nicht das Alte, Gebrauchte und wieder neu Gebrauchte ist hier gemeint, eher das Alte, das bis heute überdauern konnte, weil es entweder kostbar ist, zeitlos und beständig, oder weil Wissen verloren gegangen ist um sein Dasein, seinen Gebrauch.
Das Projekt der beiden, des Künstlers, Architekten, Lehrers, Fotografen, Kuratoren und Autoren etc., Hiroshi Sugimoto, und des Architekten und Forschers und 28 Jahre jüngeren Tomoyuki Sakakida, ist eine Reise in die Vergangenheit (das Alte), in dem Materialien, Fügungen von Materialien, das Bearbeiten dieser etc. eine ungleich größere Rolle gespielt haben, als sie das heute tun. Jedenfalls dann, wenn sie in prominenten Bauwerken ihren Platz hatten oder dafür als geeignet erschienen. Sugimoto und Sakakida nun hatten 2000 das New Material Research Laboratory gegründet. Dieses Architekturbüro arbeitet bis heute daran, diese alten Materialien in andere, neue Kontexte zu überführen. Dabei sind diese, wie die verwendeten Materialien – meist Steine oder Holz, aber auch Glas und anderes – exklusive, höchst artifizielle Bauten, in denen Millimeterabstände eine entscheidende Rolle spielen.
Nach allgemeinen Überlegungen zu diesem höchst anspruchsvollen Gestalten zwischen Architektur und Kunst, werden einige der realisierten Projekte vorgestellt: Fotos und eigene Projektbeschreibungen. Es folgt ein längeres Kapitel zu den einzelnen Materialien, die wiederum in den genannten Teehäusern, Museen oder Restaurants verortet werden. Geschlossen wird die bildreiche Dokumentation mit einer Kurzdarstellung dieser Projekte, jetzt dann auch mit Grundrissen. Ein Glossar zu japanischen Fachausdrücken – deren Verwendung wie die der präsentierten Materialien aus dem Mittelalter stammen und heute noch Gültigkeit haben – schließt den Band. Old is new?
Man könnte sagen, dass das Arbeiten mit kostbaren Versatzstücken nicht neu ist. Mit welcher Perfektion und Rückkopplung auf jahrhundertealte Tradition es hier aber vorgeführt wird, das ist einmalig. Und auch ein wenig beklemmend in seiner Vollkommenheit, die sich im Layout, der Druckqualität, dem Satz etc. widerspiegelt. Zum oben genannten, westeuropäischen Diskurs kann der Material Research wenig beitragen; hier wird uns eine wunderbare Luxusreise zwischen dunklen Buchdeckeln geboten. Be. K.