Materialsammlung

„Politische, ästhetische und urbane Räume“ schreibt der Untertitel des hier vorliegenden, dickleibigen Katalogs, und man fragt sich: Ja, was denn sonst, wenn nicht genau das?! Ach ja, ein „guter“ Ort (Space) soll es sein, so jedenfalls der Haupttitel. Good Space?

Warum nicht die Mehrzahl: Spaces? Der Titel suggeriert Offenheit in der Fragenlandschaft zum Ort, der nicht überall nur einer ist, sondern allein die Summe von unzähligen. Doch halt, bevor das ganz Große ausgepackt wird: Hier geht es um „überraschende Raumnutzungen und subversive künstlerische Strategien“ (Verlag).

Zunächst einmal kommt man ins Trudeln, wenn man den bilderreichen, mächtig farbig gestalteten Band aufschlägt und nach einem Einstieg, nach dem roten Faden sucht. Aber je weiter man ins Bilder-, und ja, es gibt auch ein Textmeer, vordringt, umso mehr bekommt man eine Vorstellung davon, was die Fragen sein könnten, die den Good Space umreißen und seinen ganz besonderen Charakter an die Oberfläche hieven helfen. Antworten muss in diesem Katalog jeder selbst entwickeln, im optimalen – und jetzt auch einzig möglichen – Fall aus der Lektüre heraus, aus dem interpretierenden Lesen des Bildermeeres.

Es werden Kunstprojekte und künstlerische Arbeiten vorgestellt und architektonische Positionen (meist die der utopischen Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre). Ein paar theoretische Texte dazu sind locker eingestreut und bieten den Halt, den die Abbilderflut auf der anderen Seite infrage stellen könnte. Herauszuheben wäre der Text von Claus Baumann: „Das ‚Recht auf Stadt‘ und die ‚Pflicht zur Entprovinzialisierung‘, ein Querverweis von Henri Lefebvres Urbanismuskritik und Theodor W. Adornos Provinzialismuskritik“.

Das Buch bindet in Reader-Manier zahlreiche Einzelhefte zu einem großen, womit eine mögliche Strukturierung entweder nicht gewollt oder nicht möglich war. Wir Leser sind bei unserer Selbstverantwortlichkeit gepackt, das dicke Brett „öffentlicher Raum“ einmal auf ganz eigene Weise zu bohren. Und das macht – auf Grundlage des hier gesammelten Materials – endlich einmal wieder richtig Spaß! Be. K.

GOOD SPACE – politische, ästhetische und urbane Räume. Ausstellungskatalog, hrsg. von
Andreas Baur. Dt./eng. Snoeck, Köln 2017, 426 S., 180 Farbabb.
48 €, ISBN 978-3-86442-184-6

www.profil-buchhandlung.de

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