Moschee in Algier jetzt für Gläubige geöffnet
Ein paar Zahlen?! 36 000 Gläubige fasst der große Gebetssaal, insgesamt wurden 100 000 m² Fläche überbaut. Das Minarett, das auch ein Aussichtsturm ist, ist mit 265 m Höhe das höchste weltweit. Die Anfang November für die Gläubigen eröffnete Großen Moschee der algerischen Hauptstadt Algier war ein Prestigeprojekt des 2019 abgetretenen Präsidenten Abd al-Aziz Bouteflika. Dieser hatte 2008 einen internationalen Wettbewerb ausloben lassen, den die Frankfurter KSP Jürgen Engel Architekten mit der Ingenieurgesellschaft Krebs + Kiefer, Darmstadt, für sich entscheiden konnten. Dass die „Mosquée de l’Algérie“ auch eine politisch relevante Seite hat, zeigte die Anwesenheit der Bundeskanzlerin, die – sehr ungewöhnlich – bei der Vertragsunterzeichnung für die Beauftragung der Planung in Algier höchstselbst anwesend war.
400 000 m² BGF, 1,7 Mio. m³ Raumvolumen, 600 m Länge und das Hochhausminarett, das aufgrund seines schlanken Formats 50 m tief in die Erde eingegraben werden musste (Erdbebenregion) machen offenbar, dass die drittgrößte Moschee der Welt vor allem ein Zeichen setzen sollte, direkt neben der achtspurigen Autobahn. Die Bauausführung übernahm der chinesische Baukonzern CSCEC als Generalunternehmer. Das Staatsunternehmen ist der umsatzstärkste Baukonzern der Welt. Er machte 2019 mehr als 200 Mrd. US-Dollar Umsatz und ist aktuell in weiteren afrikanischen Ländern aktiv, so in Nigeria beim Bau von Ölraffinerien.
Interessant vielleicht der Funktionsmix, der wie bei den meisten religiösen Zentren dieser Welt mittlerweile auch die gewerbliche Flächennutzung offensiv angeht.
So finden sich in Richtung Minarett und in diesem Flächen für Restaurants, Shops und Services. Weiterhin finden sich Stadtvillen, eine Bibliothek, eine Hochschule mit StudentInnenwohnheim und ein „Sicherheitsgebäude“. Warum einem angesichts all dessen das Hauptwerk Elias Canettis – „Masse und Macht“ – in den Sinn kommt?! Dass KSP mit ihrem Entwurf eine Vorstellung von Masse und Macht befriedigt haben, wurde mit ihrem Wettbewerbsgewinn bestätigt. Dass dieser Bau mit seiner Maßstabsexplosion vor allem die Herausforderung generierte, das Große zum Stehen zu bringen, ist offensichtlich. Schade, aber wahrscheinlich hätte alles andere keine Realisierungschancen gehabt. Be. K.