Muss sich München vom Konzerthaus verabschieden?
„Das Projekt Konzerthaus München geht in die nächste Planungsphase“, so kann man noch immer auf der Webseite des Projekts „Konzerthaus München“ nachlesen. Aber die nächste Projektphase scheint – erst einmal? – das langsame Sterben des lang herbeigesehnten Kulturprojekts zu beschreiben. Hatte Kunst- und Wissenschaftminister Bernd Sibler (CSU) im vergangenen Jahr noch betont: „Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie sehr wir Kunst brauchen und was uns fehlt, wenn sie verstummt“, rückte das sein Chef, Minis-terpräsident Markus Söder, nun zurecht: Die Baukosten steigen immens, so Söder, man brauche bezüglich des Kulturprojekts „eine Denkpause“.
Markus Söders Problem: Im nächsten Jahr ist Landtagswahl in Bayern, die Prognosen für die CSU deuten nicht auf einen sicheren Wahlgewinn. Wie da einer eher konservativen Wählerschaft außerhalb Münchens erklären, dass man Infrastrukturmaßnahmen erst einmal zurückstellen müsse, da Münchener Kulturlliebhaber ihre Philharmoniker gerne in einem neuen Musentempel erleben wollen, der im Augenblick auf knapp 1 Mrd. Euro taxiert wird?!
Im Grunde hat der Ministerpräsident recht; die Stadt hat mit Herkulessaal und vor allem mit dem Gasteig wunderbare Orte auch für die Musikhochkultur. Und die Isarphilharmonie (gmp Architekten), die schon zur Zeit der Sanierungsarbeiten des Gasteig ihre besonderen, übermusikalischen Qualitäten bewiesen hat, ist ebenfalls ein geeigneter Ort, MusikliebhaberInnen und MusikerInnen im Musikalischen abzuholen. Gute Musik kann man nicht kaufen, die Elbphilharmonie in Hamburg hat das gezeigt. Die Qualität einer Akustik ist nicht der Schlüssel zum Erfolg eines Musizierens oder Erlebens. Aber das Querschießen des Ministerpräsidenten ist nicht auf die Sache gegründet, dafür hat er sich für die „Denkpause“ zu viel Zeit gelassen. Sein Knüppel in die Speichen des rollenden Rads ist Populismus. Wie sich sein Widerstand auswirken wird? Politische Unterstützung erhielt der CSU-Mann von der zweiten Bürgermeisterin Münchens, Katrin Habenschaden (Grüne). Sie kommentierte mit Verweis auf die belasteten staatlichen Haushalte, dass es notwendig sein könnte, „auch schmerzhafte Entscheidungen“ zu treffen. Auch hier muss man sich fragen: Wieso erst jetzt?! Be. K.