Personenbezogen
„Es berührt mein berufliches Ehrgefühl aufs Empfindlichste, wenn ich einerseits gut genug bin, unzureichende Entwürfe von Privatarchitekten, Fachverwaltungen und der Bezirke anonym zu überarbeiten und anderseits das von mir geleitete Amt bei dieser internatio-nalen Leistungs-Schau nicht in Erscheinung treten soll.“Bruno Grimmek, Dezernatsleiter im Hochbauamt Berlin, ging es hier ganz konkret um den Entwurf und die Realisierung einer Grundschule. Darüber hinaus aber ums Grundsätzliche: Wer darf, wer kann, wer muss den Wiederaufbau und die bauliche Weiterentwicklung West-Berlins verantwortlich in die Hand nehmen? Die Freien oder die Angestellten?
Wie sich die Insel West-Berlin entwickelte – und das nicht bloß architektonisch, sondern auch in ihrer Stellung zu West- und auch zu Gesamtdeutschland irgendwann einmal –, das untersucht die vorliegende Arbeit akribisch für die Jahre bis etwa 1963. Untersucht werden historische Voraussetzungen, die Entwicklung der Verwaltung und eben das Wirken der in der Berliner Senatsbauverwaltung tätigen Architekten. Anschaulich und konkret wird das anhand kurzer Projektdokumentationen wichtiger öffentlicher Bauten dieser Zeit. Dabei wird immer darauf verwiesen, wer mit wem und warum sich über Grundsätzliches und scheinbare Details gestritten hat. Ganz bewusst hängt dabei die Autorin ihre Untersuchung an Personen und Persönlichkeiten dieser Jahre, von denen die meisten – alle erscheinen am Ende im Personenverzeichnis – heute niemand mehr kennt. Und da wäre der Hebel gewesen, die Arbeit konsequenter auf die Akteure einzudampfen, deren Name am Ende auch heute noch einen Klang hat, welcher Farbe der auch immer sei. Das alles aber mindert den Wert der gut lesbaren und schön detailierten Arbeit kaum. Be. K.
Henriette Heischkel, Bauen in West-Berlin 1949 —1963. Die Rolle der Bauverwaltung im Spannungsfeld von Kunst und Politik. In: Forschungen z. Nachkriegsmoderne d. Fachgeb. Kunstgesch. am Inst. f. Kunstwiss. u. Historische Urbanistik d. TU Berlin, hrsg. v. Adrian von Buttlar und Kerstin Wittmann-Englert. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2018, 336 S., 16 Farb- u. 104 sw-Abb.
49 €, ISBN 978-3-7861-2793-2