Rehabilitierung
Vielleicht ist die „Escola Paulista“, die Architekturschule von São Paulo, so richtig wieder ins allgemeine Gedächtnis gehoben worden durch die Auszeichnung eines ihrer Protagonisten, Paulo Mendes de la Rocha, im Jahr 2006 (Pritzker Preis). Er und der 1985 verstorbene João Vilanova Artigas hatten dem Brutalismus auf dem südamerikanischen Kontinent sein Gesicht gegeben, einer Architekturströmung, die bis heute an ihrer Bezeichnung leidet.
In dem vorliegenden Buch, das sich auf das Thema des Öffentlichen in der Architektur konzentriert – und damit Entwicklungen in Brasilien beleuchtet, die in ihrem Extrem in unseren Breiten gefährlich endgültig sich zu entwickeln beginnen – geht die Autorin äußerst präzise wie deutlich engagiert auf die brasilianische (Architektur)Geschichte und Gegenwart ein, spiegelt das Thema an der Entwurfshaltung (und Biografie) der beiden genannten Protagonisten, schaut auf deren SchülerInnen und rückt immer wieder mit analytischem Blick die Bauten ins Zentrum der Betrachtung. Dabei profitiert der Leser von der direkten Anschauung der Objekte und der stets durchgehaltenen Perspektive der auf das Thema Entwurf und gesellschaftliche Verpflichtung gerichteten Untersuchung. Dass dabei der Brutalismus erneut zur Diskussion gestellt wird, ist vielleicht das größte Verdienst dieser auch für Europa relevanten Publikation.