Zehn Thesen zur Neuen Bauakademie
Nachdem Ende letzten Jahres der Bundestag 62 Mio. € für den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie in Berlin genehmigte, geht nach jahrelangem Stillstand alles ganz schnell. Unter Führung des Investorenvertreters, des Bundesbauministeriums, wurden schon zwei Workshops veranstaltet, die einen Wettbewerb vorbereiten helfen sollen. In den zügig angesetzten „Beteiligungsverfahren“ soll in drei (jetzt noch eine) öffentlichen Sitzungen innerhalb von nur drei Monaten ein Konzept für die Bauakademie entwickelt werden.
Eine Gruppe von Architekten, Denkmalpflegern und Kritikern hat nun zehn (wieso nicht einmal elf, oder neun?) Thesen veröffentlicht, die begründen sollen, warum wir uns mehr Zeit lassen sollten:
1. Die Neue Bauakademie darf kein zweites Stadtschloss [„Fassadenzombie“] werden!
2. Auf ein paar Jahre kommt es jetzt auch nicht mehr an, die Bauakademie ist zu wertvoll, als dass man sie in Vorwahlkampfzeiten noch schnell in ein paar schöne Renderings gießen sollte.
3. Kein Andocken an eine Institution, Unabhängigkeit hat mehr Wert.
4. Unabhängige Intendanz schon im Vorfeld des Wettbewerbs zur Schärfung des Akademieprofils. Die Intendanz soll durch eine politisch unabhängige Findungskommission bestimmt werden.
5. Die Bauakademie muss die Vielfalt der für Berlin charakteristischen Provisorien zulassen und ihr Programm auch für diese freien Akteure öffnen.
6. Die Neue Bauakademie muss international vernetzt denken und handeln und mit vergleichbaren internationalen Zentren auf Augenhöhe agieren können.
7. Sie muss ihre eigene Geschichte klären und für den Diskurs des Wiederaufbaus/der Rekonstruktion stehen.
8. Der Wettbewerb muss ergebnisoffen sein. Das Ergebnis folgerichtig zu lesen, dafür muss die beste aller Jurys zusammenkommen.
9. Gibt es kein Wettbewerbsergebnis, erfolgt die Umwidmung: Für
62 Mio. € könnte man viele Jahre kreativ auf allen möglichen
Kulturinstrumenten spielen.
10. Die historische Chance des Wettbewerbs ist es, ein nutzungsoffenes Gebäude zu finden, das aus der Tradition der Bauakademie und im geistigen Dialog mit ihrer revolutionären Architektur zu entwickeln ist.
Ministeriumsseite gibt es dazu noch keinen Kommentar. Be. K.