Zukunftsorientierte
Wohnkonzepte
Das GGT-Haus für alle
Lebensphasen
 

Ob ein „Haus für alle Lebensphasen“, multi-funktionale Wohnkonzepte für unterschiedliche Anforderungen oder die Umgestaltung bestehender Wohnungen für generationengerechtes Wohnen: alle diese Aufgabenstellungen haben einen gemeinsamen Hintergrund: die Befriedigung der Verbraucher-

wünsche unter Berücksichtigung der demo-

grafischen Rahmenbedingungen. Wie das aussehen kann, zeigt die GGT Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik® anhand von drei ihrerseits entwickelten Musterimmobilien für den Einfamilienhausbereich, für die Renovierung in Mehrfamilienhäusern sowie eine multifunktionale Immobilie für den öffentlichen Bereich.

Zwischen Bedarf und Wirklichkeit klaffen bezüglich des Generationengerechten Bauens und Wohnens in den allermeisten Fällen riesengroße Lücken. Dabei werden Architekten und Planer, die Wohnungswirtschaft, die Industrie sowie die Fachunternehmen immer häufiger mit entsprechenden Anforderungen konfrontiert. Denn das erklär-

te Ziel der meisten Deutschen, möglichst lange eigenständig den vertrauten Lebensraum nutzen zu können, lässt sich mit dem Wohnbestand nur schwerlich realisieren. Die dazu erforderlichen Wohnkonzepte müssen ein selbstständiges, komfortables und siche-

res Leben ermöglichen. Die Anforderungen gelten daher für die Wohnräume ebenso wie für die Grundstückslage, für den Neubau ebenso wie für den Bestand, für das Einfamilienhaus ebenso wie für Mehrfamilienhäuser. Aus diesem Grund hat die GGT Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik® Musterimmobilien entwickelt und erstellt, die das Bauen und Wohnen mit neuen Lösungen wirtschaftlich, flexibel und barrierefrei aufzeigen.

Die GGT-Musterimmobilie „Das Haus für alle Lebensphasen“ verfügt über eine blendfreie Pollerbeleuchtung für den Weg, eine Kommunikationssäule mit Videokamera sowie einen Carport mit Technikraum für Wasserversorgung, Heizung, Elektro- und Bus-system und eine zentrale Staubsauganlage. Die teilweise überdachte, großzügige Terrasse wird über bodengleiche Zugänge aus dem Wohn- und aus dem Schlafraum erreicht. Alle Wohn- und Schlafräume verfügen über einen schwellenlosen Zugang durch breite Schiebetüren. Alle Rinnenabläufe besitzen einen bequem zu reinigenden Siebeinlauf.

Mehrere Räume vergleichbarer Größe bieten die richtige Basis für die flexible Raum-gestaltung in jeder Lebensphase und vermeiden langwierige, Schmutz und Kosten verur-

sachende Wohnraumanpassungen. Zudem haben alle Wohnräume große Schiebetüren, die über bodengleich ausgeführte Übergänge in den Außenbereich verfügen und teilweise in das Bussystem integriert sind. Diese Bauweise ermöglicht auch mobilitätseingeschränkten Bewohnern die Kommunikation nach außen und den problemlosen Zugang zum eigenen Garten.

Von den großzügig bemessenen Bewegungsflächen des zentralen Flurs sind alle Räume des Erdgeschosses und ein Innenaufzug erreichbar. An der Hauseingangstür befindet sich eine Bedieneinheit der Haussteuerung mit einem 19“ Touchscreen. Eine weite-

re befindet sich im Schlafraum mit direktem Zugang zum Duschbad. Darüber hinaus verfügt das System über eine weitere Bedienmöglichkeit: Das TV-Gerät ist in das Bussys-tem integriert und gestattet auf 40“ die Be-

dienung via TV-Fernbedienung. Zudem ist in diesem Bereich ein zentraler Elektroschalter installiert, der beim Verlassen des Hauses alle Stromkreise (bis auf notwendige Systeme wie z. B. Kühlaggregate und Heizungstechnik) unterbricht. Ebenfalls hier untergebracht: die Alarmanlage. Sie ist ausgestattet mit Innenkameras, Bewegungsmeldern in allen Räumen, Rauchmeldern, Wassermeldern, Innen- und Außenalarm. Meldungen können an der Zentraleinheit, via Internet oder per Smartphone abgerufen werden.

Flexibilität ist Trumpf

Flexibilität im Wohnumfeld bedeutet, die Immobilie möglichst lange nutzen zu können. Dabei sollten Selbstständigkeit, Komfort und Sicherheit im Vordergrund stehen. Flexibilität bedeutet aber auch, so zu planen und zu
bauen, dass Räume problemlos verschiedene Nutzungsanforderungen erfüllen können. Heute Kinderzimmer, morgen Schlafzimmer, übermorgen Gäste- oder Pflegezimmer. So bleibt die Immobilie generationenübergreifend nutzbar.
Die Grundvoraussetzungen dafür:

– möglichst wenige statisch tragende

Elemente im Innenbereich

– mehrere (mind. zwei) Räume vergleich-

barer Größe. 
Liegen die Räume vergleichbarer Größe nebeneinander und eine Leichtbauwand dazwischen, kann daraus auch mit geringem Aufwand ein neuer großer Raum entstehen. Besonders einfach wird das dann, wenn wie bei den Musterimmobilien der GGT, eine gedämmte Bodenplatte zum Einsatz kommt. Diese sogenannte „Schwedenplatte“ wird auf einem Kiesbett aus kapillarbrechendem Material erstellt. Auf dem Kiesbett wird eine mehrlagige Flächendämmung aufgebracht. Anschließend wird die Fussbodenheizung verlegt und der Beton eingebracht. Einige Vorteile dieses Systems:

– kürzere Bauzeit

– kein Estrich erforderlich (Bodenbelags-

fertige Oberfläche und weniger Baufeuchte)

– keine Wärmebrücken

– hervorragende Dämmwerte

– Beton wird als Wärmespeicher genutzt

– freie Raumgestaltung

Auch die Anordnung von Räumen und Fluren ist von größter Wichtigkeit. Möglichst alle Räume sowie die Außenanlagen sollten stufenlos erreichbar sein. In den Fluren sollte ausreichend Platz zur Verfügung stehen, die  Türen mit einer Breite von 90 cm oder größer geplant und ausgeführt werden (siehe hierzu auch der Beitrag auf S. 66). Empfehlenswert sind Schiebetür-Systeme, die sich platzsparend einbauen lassen und die Bewegungsfreiheit nicht durch einschlagende Türen beeinträchtigen. Eine Wohnung sollte durch-

gängig ohne Türschwellen und größere Absätze geplant werden, denn jede Kante am Boden kann eine Stolperfalle sein. Glastüren und tiefergelegte Fensterbrüstungen fördern die Kommunikation sowohl innerhalb als auch nach außen.

Für eine gute Ausleuchtung wird die doppelte Beleuchtungsstärke empfohlen. Dabei sollten verschiedene Lichtquellen eingesetzt werden, die den Raum in indirektes Licht tauchen und verschiedene Lichtszenarien ermöglichen.

Intelligente Gebäudetechnik

Der Einbau einer zentralen Gebäudesteuerung vereinfacht nicht nur die Außen- und
Innenbeleuchtung. Innerhalb des Systems kommunizieren Geräte miteinander und tauschen Informationen aus. Neben dem bedarfsgerechten Einsatz von Beleuchtung und Heizung, der Zentralsteuerung von Licht, Sonnenschutz, Lüftung und Hausgeräten ermöglicht ein solches System auch die Programmierung von bestimmten Lichtszenarien, Multimedia- oder Musikentertainment in allen Räumen, automatische Gartenbewässerung, Anwesenheitssimulationen, Integration von Türantrieben sowie Kommunikationsanlagen und vieles mehr. Die Gebäudetechnik kann bequem mobil bedient werden – über iPhone, iPod touch oder iPad, via GSM, UMTS oder WLAN.

Zwei Bäder sind besser als eins

Ein Bad, das für das Alter geeignet ist, ist nicht zu verwechseln mit einem Behindertenbad. Es muss und darf auch nicht nach Krankenhaus oder Pflegestation aussehen. Vielmehr sollte das Bad den individuellen Vor-

stellungen und Bedürfnissen seines Nutzers entsprechen. Entscheidend ist, was für ihn „ideal“ ist – angefangen bei der Ausstattung bis hin zur Farbgestaltung. Eine fast schon philosophische Frage ist die nach Badewanne oder Dusche: Nur die wenigsten Menschen möchten auf ihre Badewanne verzichten. Fragt man sie aber nach ihren konkreten Nutzungsgewohnheiten, so zeigt sich bei vielen, dass
Baden einfach zu aufwendig ist und dass deshalb fast ausschließlich geduscht wird. Wenn also ausreichend Raum zur Verfügung steht, sollte beides, Badewanne als auch Dusche eingeplant werden. Im Idealfall schafft man wie im „Haus für alle Lebensphasen“ der GGT zwei Bäder. Das sorgt für Entspannung in allen Lebensphasen. Denn der Raum, der für die junge Familie als Kinderbad fungiert, kann später als Gäste- oder Pflegebad dienen.

Mehrfamilienhäuser

Nicht alles, was bisher ausgeführt wurde, lässt sich ohne weiteres auch auf Mehrfamilienhäuser anwenden. Selbstverständlich können häufig geeignete Grundrisse realisiert werden, die Kommunikationsachsen schaffen und Bewegungsräume berücksichtigen.

Schwieriger wird es, wenn man die Flexibilität der Wohnraumgestaltung eines Einfamilienhauses erreichen will. Versorgungsleitungen und statische Erfordernisse – das gilt insbesondere für den Bestand – können so manchen schönen Plan zunichte machen. Sei es, weil statisch einfach keine Lösung möglich ist, sei es, weil die Kosten ins Uferlose geraten. Stellt sich die Frage, ob denn wirklich „jede“ Wohnung eines bestehenden Mehrfamilienhauses oder einer größeren Wohnanlage altersgerecht umgebaut werden kann, soll, oder muss? Die Antwort ist ein klares Nein.

Problemlösungen im Bestand

Beispiel Wohnungsbaugesellschaften: Oft verfügen hier Mehrfamilienhäuser über mehrere hundert Wohnungen auf begrenztem Raum. Will man den Bedürfnissen der älter werdenden Mieterschaft gerecht werden, bietet es sich an, eine Bestandsaufnahme zu erstellen. Etwa nach diesem Muster:

– Altersentwicklung der Mieter

– Anzahl gesundheitlich beeinträchtigter Mieter

– Gesamtzahl der Wohnungen in wie vielen Wohneinheiten

– Zeitraum für die zur Renovierung anstehenden Wohnanlagen

Durch die Bedarfsermittlung sowie die Auswahl geeigneter Wohnungen für den altersgerechten Umbau lassen sich nicht nur nut-zergerechte, sondern auch kosteneffiziente Lösungen im Bereich der Mehrfamilienhäuser realisieren. Im Musterprojekt sind 40 von 360 zur Renovierung anstehenden Wohnungen ebenerdig gelegen. Durch lediglich  drei Türverbreiterungen, die Umgestaltung weniger Leichtbauwände und eine sowieso an­stehende Badrenovierung entstanden 40
altersgerechte Wohnungen, die sogar für Rollstuhlfahrer geeignet sind.

Fazit

Vorausschauendes Planen und Bauen sind die wichtigsten Voraussetzungen für ein ideales, generationenübergreifendes Wohnen. Selbstverständlich gehört dazu auch, dass alle Bedienelemente wie Armaturen, Lichtschalter, Fenstergriffe sowie Accessoires gut zugänglich sind. Eine ausreichende Anzahl von Steckdosen sowie vorsorglich vorgesehene Kabel und /oder Leerrohre (z. B. für den späteren Einbau einer Türautomation, eines höhenverstellbaren Waschtisches oder einer höhenverstellbaren Toilette) ersparen bei Bedarf aufwendige Arbeiten, schonen den Geldbeutel und vermeiden Schmutz.

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