Architects for Future

International netzwerken

Architects for Future (A4F) ist mittlerweile mit 36 Ortsgruppen in Deutschland gut aufgestellt. Der Verein vernetzt sich aber auch mit Gruppen in anderen europäi­schen Ländern und weltweit. Wie die Zusammenarbeit aussieht, erzählt Stefanie Blank. Sie hat Architektur studiert und ist Gründungsmitglied von A4F.
Interview: Ina Lülfsmann


Foto: Jan Rottler

Foto: Jan Rottler

Gibt es Architects for Future (A4F) auch in anderen Ländern?

Ja ein paar Ortsgruppen gibt es, zum Beispiel in der Schweiz und in Österreich. Mit ihnen haben wir von Anfang an sehr eng zusammengearbeitet. In der Schweiz ist neben A4F auch die Initiative Countdown 2030 sehr groß, die gerade eine Petition gegen Abriss gestartet hat. Dann gibt es noch eine Ortsgruppe in den Niederlanden und eine in Dänemark. Insgesamt haben wir ein großes Netzwerk, auch mit Gruppen, die nicht unter dem Namen Architects for Future laufen. Zum Beispiel gibt es  ACAN (Architects Climate Action Network) in Großbritannien und die Alternative Builders in Frankreich. Beide haben eine ähnliche Agenda wie wir und sind sehr erfolgreich. Außerdem haben wir Kontakt zu Gruppen in Portugal, Spanien, Schweden und Finnland.

Wie sieht eure Zusammenarbeit genau aus?

Bisher haben wir uns einmal im Monat mit allen internationalen Ortsgruppen getroffen und uns über die aktuellen Entwicklungen in den jeweiligen Ländern ausgetauscht. Wo sind Hürden, wo sind gerade große Weiterentwicklungen? Das Thema  internationale Zusammenarbeit möchte ich im nächsten Jahr noch weiter voranbringen.

Wie unterscheidet sich die Arbeit der Gruppen im Ausland von eurer?

In Europa unterscheiden sich die Themen, die uns umtreiben, nicht besonders. Es gibt zwar verschiedene Baugesetze, aber das sind Feinheiten. ACAN hat in Großbritannien einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie wir mittlerweile, sodass viele Vereine und Initiativen Wert auf eine Zusammenarbeit legen. Das ist toll! Aber die kleineren Ortsgruppen, vor allem in anderen Ländern, sind noch unbekannt und haben wenig politische Kraft. Die müssen wir noch weiter pushen.

Was heißt das konkret?

Ich würde zum Beispiel gerne eine Art Werkzeugkasten erstellen, damit wir das, was wir in Deutschland machen, beispielsweise Petitionen oder das Bauwende-Festival, auf andere Länder übertragen können. Der nächste große Schritt ist dann ein internationales Netzwerk, auch mit Ländern außerhalb Europas, die nochmal eine andere Perspektive mitbringen.

Was ist mit den osteuropäischen Ländern?

Da gibt es auch Gruppen, allerdings fehlt uns noch der Kontakt. Aber wir suchen stetig neue Kontakte. Zum Beispiel haben wir im Mai die International Architects Assembly veranstaltet. Das war eine Online-Veranstaltung, bei der wir uns mit Aktivist:innen aus vielen verschiedenen Ländern ausgetauscht haben. Da war eine ganze Reihe an Nationalitäten vertreten, zum Beispiel aus El Salvador, Kamerun, Venezuela, Australien und den USA. Wegen der Zeitverschiebung war es nicht ganz einfach, alle an einen Tisch zu bringen. Aber es war ein guter Anfang.

Wo siehst du die Vorteile von internationalen Netzwerken?

Wenn wir die unfassbar komplexen Krisen der heutigen Zeit irgendwie lösen wollen, dann kann das nicht nur von einem Land ausgehen. Es kann auch nicht sein, dass ein Kontinent vorgibt, wie alle sich zu verhalten haben. Da müssen wir uns auch andere Expertisen einholen, zumal andere Kontinente auch viel mehr von den Folgen der Klimakrise betroffen sind und sein werden. Europa trägt eine große Verantwortung, weil wir einer der Kontinente sind, die am meisten CO2 ausstoßen. Deswegen liegt für mich der Mehrwert zum einen darin, voneinander zu lernen und sich gegenseitig voranzubringen. Aber auch darin, zu zeigen, dass wir Verantwortung übernehmen. Wichtig ist mir, dass auch die Stimmen gehört werden, die sich schon seit Jahrzehnten für ein klimagerechtes Bauen einsetzen, bisher aber nur wenig Beachtung bekommen haben. Es wurde schon so viel geleistet und vorangetrieben, vor allem auch außerhalb Europas.  

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