Liebe Leserinnen und Leser,
lange, gerade Flure, links und rechts in schöner Regelmäßigkeit die Klassenzimmer, dazu ein zugiges Foyer im Eingangsbereich – so sah die Schule meiner Jugend in den späten achtziger Jahren aus. Dazu Frontalunterricht und eher selten mal eine Gruppenarbeit – Lehrerin und Lehrer als Alleinunterhalter. Größer könnte der Gegensatz zu den offenen Lernlandschaften mit verglasten Klassenzimmern und einsehbaren Differenzierungsräumen in heute geplanten Schulbauten kaum sein. Hinzu kommen Mensa und Betreuungsangebote des Ganztags. Der Rechtsanspruch auf letzteren wird ab 2026 schrittweise bundesweit eingeführt. Was das für den Schulbau bedeutet, dazu haben wir uns mit einer Beraterin für Pädagogische Architektur und der Initiatorin dieses Konzepts unterhalten (S. 12 f.).
Marode Toiletten, unzeitgemäße Grundrisse oder schlicht zu wenig Kapazität: Auf 130 Mrd. € beziffert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Investitionsstau im Schulbausektor. Und fordert eben diese Summe aus dem Sondervermögen. Ob und wie die Regierungskoalition darauf reagiert, war bei Redaktionsschluss nicht klar. Dass der Bedarf heute aber ein ganz anderer ist als noch in den 1980er-Jahren ist überdeutlich. Die vorbildlichen Projekte in diesem Heft zeigen die Möglichkeiten auf. Hier wird das Lernen über das Klassenzimmer hinaus gestaltet.
Beim Thema Schulbau hat das Büro HASCHER JEHLE Architektur viel Erfahrung. Deshalb haben wir sie eingeladen, die Heftpartnerschaft für die April-Ausgabe der DBZ zu übernehmen. Heftpartnerschaft bedeutet: Die Redaktion erstellt eine Shortlist von ca. 15 aktuellen Schulbauprojekten, die uns geeignet erscheinen und eine gewisse Bandbreite abbilden. Diese wiederum werden mit den Heftpartnerinnen und -partnern diskutiert. Nach oft langer Debatte wählen wir zusammen vier Projekte aus, die im Heft von Redakteurinnen und Redakteuren detailliert vorgestellt werden. Das sind in diesem Fall: die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer/AT (S. 24 ff.) von Dietrich Untertrifaller Architekten und ANDIBREUSS, bei der ein Neubau sich mit dem historischen Bestand verbindet. Die Grundschule Fuchshofstraße in Ludwigsburg (S. 32 ff.) von VON M Architekten überzeugt durch Stringenz und ein hohes Maß an Raumqualität. Bei der Realschule Gerlingen (S. 38 ff.) von Wulf Architekten handelt es sich wieder um einen Umbau mit Erweiterung, bevor wir in München noch den Neubau des Wilhelm Hausenstein Gymnasium (S. 44 ff.) von HASCHER JEHLE Architektur vorstellen. Wir wünschen Ihnen viel Inspiration bei der Lektüre dieser Ausgabe!
Ihre
Heide Teschner