Mehr Reparatur wagen!

Ein Produkt zu reparieren, egal welcher Güte oder Dimension, muss offenbar auf einer Kultur des Reparierens basieren. Notjahre, so die vielfach vertretene Auffassung, sind Reparaturhochzeiten. Geldmangel spielt eine wesentliche Rolle in Ländern, in denen das Reparieren selbstverständlicher Alltag ist.

Man könnte das Reparieren aber eben auch als Teil des kulturellen Verständnisses einer Nation oder (der südlichen?) Hemisphäre gar betrachten. Dort, wo Handarbeit beispielsweise noch verbreitetes Produzieren darstellt, ist Reparatur erstens wesentliches Teil der Produktion/Ökonomie und zweitens überhaupt auch erst möglich: Das hergestellte Ding erlaubt seine vielfache Wiederherstellung, bis zur Um- oder Weiternutzung von Teilen.

Unserer Verbrauch von Dingen ist mittlerweile Kern einer Ökonomie, Ausdruck einer auf absolutes ökonomisches Wachstum zielenden Kultur. Die ist in eine lange schon vorhersehbare Krise geraten. Dass Reparatur mittlerweile denen als schick erscheint, deren Dingeverbrauchsgrunddurchsatz keine Reduktion bedeutet, sondern Absolution im jetzt gepflegten Ressourcenverschwendungsmechanismus, ist fester Bestandteil der kritisierten, aber in Kauf genommenen wachstumsorientierten Fortschrittserzählung.

Hier vielleicht einmal einen anderen Blick zu gewinnen, dazu hat sich das Ausstellungsprojekt „The Great Repair“ aufgemacht, mit dem die Kuratorinnen die Widersprüche zwischen Wachstum und Ökologie anhand der materiellen Kultur der Architektur diskutieren und in diesem Kontext über 30 internationale Positionen aus Kunst, Architektur und Raumpraktiken präsentieren, in denen Reparatur als neues Gestaltungsparadigma greifbar wird. Die Ausstellungskonzeption ist ein Projekt von ARCH+ gGmbH in Kooperation mit Akademie der Künste, Berlin; Departement für Architektur, ETH Zürich; Faculté des Sciences Humaines, Universität Luxemburg. Be. K.

www.adk.de
The Great Repair

14. Oktober 2023 – 14. Januar 2024

Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

Di – Fr 14 – 19 Uhr, Sa & So 11 – 19 Uhr,  9 € oder 6 € Eintritt, frei bis 18 Jahre, dienstags und jeden ersten Sonntag im Monat

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